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hab, dann er allen denen, so nit für warhaft warden gehalten, von natur und grund seins gemüets feind war, mogt auch nichs mit inen zu thuen haben. Er het bei seinen underthonen und menigclichem ein solchen glauben, wem

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er was zugesagt oder dem er was schuldig, der het kain sorg darfür, wie das gehalten oder wann die schuldt bezalt, dann es wardt im gewiss. Aber die underthonnen forchten in dermasen, das solchs nit wol zu glauben, wiewol er doch niemands ainigen gewalt oder unrechts erwise, sonder so

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einer was verschuldt, stalt er in gemainlich für recht, da mögte er sich aller eingelassnen fürstende und behelfs gebrauchen. Was im dann das recht gab oder nam, darbei blib es. Ich hab mermals gesehen, das seine underthonnen zu Mösskirch ir hüet gegen seinen fenstern im schloß etliche

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jar nach seinem absterben abgezogen und sich genaigt haben. In malefizsachen, do es das leben oder aber die ehr galte, hab ich von kainem nie gehört, der sovil mitleidens oder erbermbde mit den armen leuten het. Vilmals, so es nit mordt, brandt oder die gar hoche maleficia antrafe, hat er

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die malefactores mit willen ußkommen oder sonst haimlich verschicken lassen. Kein dieb, er het dann was weiters verschuldt, ließ er am leben strafen, dann er sprach, es wer nit billich, das einer am leben von ains geringen [1106] guets wegen, das doch etwan user armuet beschehe, solte büesen;

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zu dem were es abscheuchlich, einem umb geringe ursach das leben nemen, welches doch ohne Got sonst niemandts geben oder widergelten kente, geschweig, das man die kleinen dieb thett henken, die grosen hoch herfür ziehen und verehren. Kurzlich vor seinem absterben hat er seinen

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erben auch den rath geben, in malefizischen sachen nit zue gawen, sonder barmherzig und gnedig zu sein, und so es ie gefellt, seie es vil weger zu vil milt und barmherzig, dann zu grim sein; zohe sich damit uf die grimigen exempla der graven von Werdenberg. In schmachsachen aber, wo er

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konte, do behielt er die partheien bei ehren, wolt auch nit zugeben, das dieselbigen mit rechtlichem process erertert würden oder zu ende liefen. Darneben aber ist er ein wunderberlicher, seltzamer herr gewesen, der vil abenteurlicher gebreuch und maniern an im gehapt, dann er ließ keinen

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diener mit seinen claidern oder pareten umbgeen, auch niemandts anlegen oder anrüren. Da er aber unegeferdt erfure, das etwar seiner röck oder hüet anlegt oder ufgsetzt, so


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_178.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)