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so der alt herr erbawen, sonderlichen aber vor seinem gemach und uf dem saal vil hören lasen und im, auch ander leuten vil unruhe gemacht; dann als er bei zwaien jaren darvor, sommerszeiten, uf ein abendt spat nach dem

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nachtessen, uf solichem saal spazieren gieng und bettet, wie dann sein geprauch war, kam der gaist zu im und trib in gewaltig vom saal wider in sein gemach. Wiewol er nichs gesehen, zaigt er doch an, er hette in heiter über den saal hören gegen im geen, und als er nahe zu im kommen, wer ime

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nit anders gewesen, dann als ob er im gegen dem angesicht[1] gegriffen. Was solcher gaist weiter für seltzam abentür und affenspill getriben, welches ich selbs mertails gesehen und gehört, darvon wer ein sonderlicher tractat [1100] zu machen. Es haben die Fugger ein schloß, genannt Stettenfels,

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das hat herr Antoni Fugger erkauft. Dahin ist uf ein zeit sein son, herr Marx, kommen und übernacht alda bliben. Dieselbig nacht ist er selbander in einer cammer gelegen und niemands, dann den Carle Peutinger, bei sich gehapt. Umb die mitternacht ungefärlich ist herr Marx erwacht, do

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hat er ein mentschengestalt in aller form, als ob es der Peutinger, gesehen, dann es vom monschein hell in der cammer gewesen. Das hat die thür an der stuben ufgethon, ist durch die cammer gangen und zu einer andern thür hinauß, und wie es hinaußgangen und die thür nach

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im zugethon, hat es mit ußtruckenlichen worten verstendtlichen gesagt: »Ach Got, wer die zeit für!« Indess der Beutinger in seinem bet auch erwacht, hat sich anfahen regen. Da hat herr Marx erst gemerkt, das sollichs ein lauters gespenst, und ist im die überig nacht nit gehewr

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gewest, wiewol er nichs weiters hat gesehen oder gehört. Aber daz ich widerumb uf den gaist zu Mösskirch kom, so ist zu wissen, das am dritten tag, nachdem graf Göttfridt Wernher versehen worden, der gaist in sichtbarlicher gestalt helles tags sich erzaicht. Den hat sein vetter, graf

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Froben Christof, umb neun uhren vormittag vor seins herren vetters gemach aigentlich sehen für und uf dem saal geen; war ein lange person anzusehen und het ein schwarzen huet uf und ein schwarz, langs, fliegendts klaidt, wie ein kittel; das angesicht konte er nit sehen, wiewol der gaist über

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zehen schritt nit von im ware. Der verschwande, so baldt


  1. angesicht] hs. angeschicht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_168.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)