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selbs die zungen mit darzu präparirten electuario geriben, kam die rede wider, also das er ohne alles feelen verstendlichen und wie vormals alle wort ußsprechen konte, dess er Got dem allmechtigen zuforderst und dann menigclichem,

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so hiezu rath und thatt gethon, das im also schnell wider geholfen, hochen dank saget. Wiewol er ain grosen kommer und schrecken ab solchen zufahl gefast, so wardt im doch sollichs, sovil möglich, ußgeredt. Es schickt im doctor Jörg Han von Überlingen ein gelerten jungen medicum, hieß

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doctor Valentin Butzlin, kam von Ingelstatt. Der thette allen müglichen fleis und observirt alle momenta, damit er die qualitates, so exorbitirten, wider zu recht brechte. Aber der cursus naturae war so weit kommen, das es nit sein mecht. Als nun derselbig sahe, das er nit vil ußrichten,

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nam er ein glimpfigen abschidt und zoge wider darvon. In wenig tagen darnach, eins morgens, als im seins vetterns gemahl zu essen bracht, dann er in seiner krankhait sonst nichs anders, dann was sie selbs kocht, esen welte, kam im under dem esen abermals ain solcher geher zufahl in

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magen, das er großen schmerzen und unlust befandt, dergleichen ein enderung im ganzen leib. Derhalben beschickt er eilendts sein beuchtvatter. Der höret in zu beucht und las im in der stuben ein mess, nach welcher ließ er sich ganz christenlich mit dem hochwürdigen sacrament versehen.

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Das konte so baldt nit beschehen, seine sachen fiengen sich an umb etwas wider zu bössern, wiewol kain bestandt do war. Des andern tags darnach, wie er in seinem gemach zu morgen aß, kam ain gaist (ob es der guet, oder bös genius sei gewesen, ist zweifelig) und scheuret im das feur

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im offen und klopft an der thür, wiewol er das nit hörte, auch war kain feur im offen. Über ein kleine weil klopft er im drei streich an ain casten in der stuben, dardurch man in ein briefgewelb hinabgieng; auch war es nit anders, dann als ob ein mentsch in selbigem casten wer und sich

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umbkerte. Das beschach so hell und urschaidenlich, das sein vetter, auch die diener und knaben, so uf in warteten, einandern ansahen und dessen etwas schrecken empfiengen. Es war iederman still und het ain ufmerkens, ob der alt herr das gehört hett. Aber man kunt bei dem wenigisten

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nit speuren, das er das gemerkt, wie dann oft beschicht, das der ein etwas hört oder sicht, das der ander nit vernimpt. Diser gaist hat sich vor etlicher zeit im newen haus,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_167.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)