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abschide, gieng er zuvor in die capellen, darin er vor dem altar ganz andechtig bettet; darnach nam [1092] er urlaub vom haus Wildenstain, mit anzaig gegen den umbstendern, das sein ende sich nähern und lebendig in solch haus nimmer

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kommen würde. Es war gleichwol erbärmlich anzuhören, er aber redet das mit einer herzhaften und unbeweglichen stime. Damit sas er in den wagen und fur darvon. Als er geen Mösskirch kam, wolt er nit ins schloß, sonder gieng zuvor zu S. Martin in sein gewönlichen bettstuel; da

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verrichtet er sein gebet ganz andechtigclichen. Nach vollendung desselben gieng er in das schloß und war den hernachvolgenden sommer und herpst bei gueter gesundthait. Als er aber von jugendt uf an höfen erzogen und ein gueter reuter war gewest, welches er mit rennen und stechen

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vilmals erweisen, do nam er im für, vor seinem ende widerumb schöne und guete pferdt zu haben. Derhalben ließ er ime derselbigen achte, braunen, uß der mess zu Frankfurt bringen, einer farb und gröse; die warden auch mit schönen säteln und zeugen geziert. Ab denen pferdten het der alt herr

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den sommer und volgenden herpst ein grose frewdt; die ließ er im für den stall zum oftermal des tags herauß ziehen, auch zu zeiten im hof bereiten. Aber neben andern dienern und gesündt het er ain alten reisigen knecht, hieß Hanns Kolb, ain wunderbarlichs mendle. Derselbig und graf

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Götfridt Wernher konten sich weder in der reuterei, noch in andern sachen mit ainandern vergleichen; wanns der alt herr also wolt haben, so missfiel es dem knechtle, wolts uf ein andere art haben, sonderlich mit den pferden. Zu zeiten ursacht es den alten herren zu grosem zorn, dem auch das

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alt knechtle, wann es sein streit bestande, kain wort geschwige. Aber der alt herr ließ es seiner ainfieren, seltzamen weis nit entgelten; wer sonst eim andern diener nit also hingangen. Gleichwol dem streitigen mendle manichmal uf den abendt seiner wechselwort halber urlaub wardt

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gegeben, aber des morgens wardt der krieg wider gericht und dorft niemands kain spieß uf soliche unainigkait kaufen. War alles die ursach, daz der alt herr und sein elter brueder, graf Johann Wernher, diß mendle von knabenweis im stall hetten uferzogen und hernach inen baiden vil jar gedienet;

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daher wardt im sovil übersehen, das gegen eim andern villeicht nit wer beschehen. Er hat vor etlichen jaren darvor ein reuterei in trunkner weis zu Oberndorf verbracht,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_153.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)