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finden möcht, seinem vater zu bringen, welches dann ain farb ist, damit man die schwarze tüecher ferbt und theur verkauft wurt. Wie er nun lang im bürg umbher gangen, do ist in einer klingen oder finsteren thele ein erdenmendle

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zu im kommen, das hat ein langen growen bart gehapt und dem knaben freintlich zugesprochen und beredt, das er mit im weit in den perg hinein gangen. Also hat den jungen bedeucht, es seie ain grose weite im berg, auch seer hüpsch und glütze, wie ein clares goldt. Wie nun das mendlin

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den knaben ain guete weil im gepürg[1] umbher gefiert, hat es ime letstlich etliche alte und unerkante stuck goldes geschenkt, ime darbei angezaigt, er solle des andern tags widerumb an das ort des pergs kommen und niemands, er sei, wer er welle, sagen, wo er gewesen oder was er

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gesehen; [1085] dann so er das überfare, werdt er gewisslichen sterben müesen. Gleichwol mege er das gelt seinem vatter zustellen, iedoch soll er nit melden, woher im das kom. Und damit hat das erdenmendle den knaben ohne allen nachtail wider von ime abschaiden lasen. Wie der

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haimkommen und seim alten vater die stuck golts geben, hat er in wol damit erfrewt, iedoch hat er wissen wellen, woher im das gelt komme, und vermaint, er habs villeucht ongebetten entlehnet. Aber der knab ist so standthaft und bedacht gewest, das ers dem vatter verschwigen. Des

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andern tags ist der knab, wie in das erdmendlin beschaiden, an das verzilt ort am gebürg kommen. Do hat er das mendle abermals gefunden, welches in wider in den berg gefüert. Darin ist der knab biß an dritten tag bliben, hiezwischen im das erdenmendle zu essen und zu trinken geben,

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auch sonst wol gehalten, darneben den knaben bericht, wann er das drit mal in berg kommen, wie er im dann die zeit ernennt, so werdt es user dem perg erleset und zu gnad, auch ewiger frewdte kommen. Darbei dem knaben die gefar abermaln fürgehalten, die inen baiden darauf

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stände, so ers sagen und öffnen werde vor der gepürlichen zeit, namlichen ime, erdenmendle, der höchst schatz, die selligkait, sodann dem knaben der schnell zeitlich todt. Damit hat das erdenmendle den knaben am dritten tag wider von sich gelassen, gleichwol ime widerumb etliche

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unerkante stuck goldts und gelts, wie vormals, gegeben. Also


  1. gepürg] hs. gepur.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_137.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)