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Diese erschröckenliche gesicht hat der sigrist oder custor den tumherrn und capitularn nit verschwigen. Gott tröst die armen seelen und verleihe allen christgleubigen die ewigen frewdt, dann solchs eim ieden zu bösserung seins

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lebens dienstlich sein mag! * [1483] Diser herr Diether oder herr Dietterrich von Speckbach ist sonst in seinen lebzeiten ain erlicher, wesenlicher herr gewest, bei dem seine fründ und verwandten iren ufrit gehapt. Es hat bemelter sigrist von Basel zu ainer

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ander zeit in ainer nacht, als der mon abermals gar hell geschinnen, haiter gesehen ain hohe saul in des abgestorbnen tumbrosts hof zu Basel, deren hehe seines bedunkens ganz hoch in die luft het geraicht. An derselbigen saul sein allenthalben scharpfe schermesser gesteckt, die spitz heraus

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gesehen. An derselbigen saul und durch die schermesser haben die besen gaist den armen tombropst uf- und abgezogen und gestraift, hat auch gehert des tombropsts gestalt die obgeherten lateinischen wort mit kleglicher stim mertails singen, ain erschröckenliche sach! Bemelter herr Diether hat

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gelept under der regirung bischof Hainrichs von Basel, seines herkommen ain graf von Taun[1] uß Burgunden. * * [1415] Das aber durch solche gespens die leut zu zeiten gewarnet, dess haben wir vil beispill, die sich bei unser zeiten und auch hievor begeben[2]. Wie man findt in

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den sechsischen sachen, so ist gar nahe ain gleichförmige handtlung im jar 1351 zu Lübeck fürgangen, beschach auch in ainem großen landtsterbendt, der durch ganz Deutschland wüeten thet. Domals in ainer nacht, als sich menigclich im Predigercloster zu Lübeck zu ruhe hett gethon, do

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ward iren koch, war ain conversus oder laienbruder, in selbiger nacht umb mitternacht geweckt, das er vil leüt hert, seins vermainens, als ob die im closter umbgiengen, bedaucht in auch, es kem ainer gleich zu im und sprech: »Koch, stand uf! gang in die kuchen und mach den wegfertigen brüder

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zu essen, dann sie nit lang bleiben künden!« Der koch war erschrocken, zu dem kont er sich nit erinnern, das im der prior am abend darvor was hett darvon gesagt oder befolhen; darumb thet er sich dess hoch verwundern[3] und fragt doch: »Wer oder wiewil werden iren hinweg?« So spricht


  1. Taun] d. i. Thun.
  2. begeben] hs. gegeben.
  3. verwundern] hs. verwunder.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_121.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)