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gesehen, das die kirch hell und voller angezünter liechter gewest, gleichwol die kirch beschlossen und sonst aller öde gestanden. Als sie des morgens der obrigkait fürbracht, ist inen stillschweigen uferlegt worden. Wer aber dise

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predicanten und ire zuhörer, auch die, so das ampt im Frawenmünster zu Zürich also gesungen, das waist der allmechtig, dem nichts verborgen, und gemanet mich fast an ein handlung, die sich under dem schloß Eberstain bei meinen zeiten zutragen hat. Als Eberstain[1] in dem Murgenthal uf einem

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hochen felsen gelegen, hat es hünden im thal, allernechst an der Murg, ein capell am weg, haist der Clingel, darbei ain kleine behausung, darin vil jar ein clausnerin oder aber sonst ein alte, erbare fraw gewonet, so die capellen tags geöffnet und nachts beschlossen hat, und sagt man, das

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graf . . . von Eberstain, so die von . . . gehapt, solche capellen von ersten erbawen hab; ist vor vil jaren beschehen. Die ursach aber, das der graf die gebawen, ist die, das zu selbiger zeit und auch darvor ain solchs groß gewürm und unziffers umb Eberstain und im Mürgenthal sich enthalten

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und insonderhait ain groser drach oder wurm, das es dem grafen oder der ganzen landtschaft ein beschwerdt. Also hat der graf darüber rath gehapt und ist im gerathen worden, er soll der enden ein capellen bawen. Das ist beschehen, und haben die burger von Gerspach sampt

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mertails inwonner des tals ir handtreichung und hilf darzu gethon. Bald darnach ist das gewürm verstrichen. Es haben die alten grafen von Eberstain und ire weiber vil andachts und willen dahin gehapt, ist nur »zu unser Frawen zur aich« genennt worden, dann die piltnus in den aichbaum geschniten,

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aber wurt iezo nun zum Clingel gehaisen. Bei zeiten des frommen graf Bernharten von Eberstains ist gar ain andechtige, erbare fraw im Clingel gewesen, die der capellen gewart mit beschliesen und ampln anzünden. Im jar 1517 hat sich begeben, als die guet fraw schlafen gangen, ist gar

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nahe umb [1073] miternacht was an ir behausung komen und anklopft. Sie ist ufgestanden und an das fenster gangen und gefragt, wer da seie. Do hat sie ein alten man, wie ein ordensman, in einem langen, weisen rock gesehen, der hat ein weisen part biß uf die gürtel gehapt, umb in und


  1. Als Eberstain] bis beschehen [119,17] ist abgedruckt bei Krieg von Hochfelden, Geschichte der Grafen von Eberstein s. 355 - 360.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_114.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)