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grefin von Lupfen, eins für sein herr vatter und fraw muetter, eins für seine brüeder, schwestern, fründt und guetthetter, eins für die selen der mentschen, die im gegenwürtigen jar verschaiden, eins für die vier ellendigisten seelen in den vier

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bischtumben Menz, Speir, Costanz und Wormbs, eins für die seel, so am lengsten im fegkfeur gewesen, eins für die seel, so am nechsten ins fegkfeur kommen, eins für die seel, so am nechsten user dem fegkfeur kommen soll, eins für die seel, so die gröst pein im fegkfeur leidet, und letstlichen eins für alle

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christgleubigen seelen. Solche gebett für die armen seelen zu thuen, hat in sein fraw muetter gelert, mit der vertröstung, wover er solche gebett deglichs mit andacht thuen, werdt er so alt, daz in ein muck soll künden umbstoßen, und das hat sich auch also mit der that nachgends war sein

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erfunden. Solche gebett alle hat er von jugendt uf deglichs gebetet biß an sein ende und onzweifelich dardurch erlangt, das er ein beharrliche gesundthait biß an sein ende gehapt. Er ist nimmer oder doch gar selten krank worden, im hat auch nichs wee gethon, da er gleich die aller reuchesten,

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grobesten speisen gessen, auch den schlechtesten, geringesten wein getrunken. Darvon hat er sich am allerbösten befonden. Das ist bei dem abzunemmen, wann er saurkraut oder gumpest, ein kalte mülch und rohe rüeben gessen, welches im dann ein besonders guet esen, hat er kein wein,

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sonder frisch, kalt wasser in groser viele darzu getrunken. Aber uf den abent hat er wenig gessen und in seinem haus zum nachtmal selten wein getrunken, sonder sich eins tranks, von schlehen und weckholder gemacht, beholfen. Dardurch ist zu glauben, das er ein sollichs gesunds und gerüebigs

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alter erraicht, wiewol er sonst mit rauchen, groben speisen, wie oblaut, nit ordnung gehalten, welches im doch zu kainem nachtail geraicht. Es haben die medici, so umb sein essen und trinken ein wissens, mehrmals gesagt, sie müesen sich ab seinem wundergueten magen und starken natur gröslichen

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verwundern; er hab ein magen, so nit allain eisen zu schetzen, sonder vil mer stehelin seie zu achten. In somma, es hat in der allmechtig seiner fromkait und gotzforcht halb nit allain mit solcher beharrlicher gesundthait und rüebigem alter biß an sein ende gnedigclichen begapt und erhalten,

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sonder auch, wiewol er vil jar zu Zimbern im schloß gebawen und das under schloß nie beschliesen künden, zu dem das haus in der einöde gelegen und alle gelegenhait,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_100.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)