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ist er abgeschaiden, und nit anders ain sach gewesen, als ob der gaist durch die sidel vorm bet durchab were gefallen. Der graf ist dieselbig nacht, wiewol glaublichen, erfert gewesen, das er wenig mer geschlaffen. Dieweil er

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dann vermaint, es sei villeicht ein sele, die also zu einer buß und genannten zeit umbgang, hat er sich desshalben kain costen betauren lasen, als mit almusen geben, gesprochnen messen und vigilien, auch anderm, der hoffnung, es solt das gespenst dardurch nachlasen. Als aber hernach

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dergleichen unruhen kain ufherens, ist er verursacht worden und hat nach einem schwarzkünstler im Turgew, genannt Jacob Holzer, geworben, in mainung, den gaist beschweren zu lasen und zu erfaren, wer er seie, auch warumb er alda umbgang und womit im doch geholfen mecht werden. Also

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ist derselbig Jacob etliche zeit im hof gewest, sich darin aller gelegenhait des gaists und anders erkundiget, darbei so vil vermerkt, das der gaist am rossstall in eim kleinen cemmerle sonderlichen vil geferdts. Hat er sich uf ein zeit mit geweichten liechtern, waser und andern materialien, so

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zu beschwerung eins gaists gehören, verfast gemacht und bei nechtlicher weil, umb die eilf uhren ungefärlichen, den gaist mit vilen beschwerungen in das kemerle erfordert. Der ist erschinen in einer rechten mentschlichen form und gestalt, hat ein grawes haar und ein ansehenliche gestalt

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gehapt, wie ein priester in ainer alben. Do hat in der Jacob gefragt, wer er seie, warumb er do umbgang und die leut beunrüebige, auch wie im zu helfen; item wie lang er noch also umbgeen und büesen müese. Hierauf der gaist mit heller und verstendlicher stim geantwurt, das solchs die

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diener allernechst darbei im rossstall zum thail hören und vernemmen künden: »Ich bin graf Hanns von Lupfen und hab dise mein pein verschuldt des stifts halben alhie, seitmals der durch mich und doctor Botzhaim höchlichen vernachtailt und zu eim abgang ist gebracht worden. Zudem wir baide

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in diesem hof Got höchlichen erzürnt haben unsers unlautern und verhurten wesens halb, das wir ein lange zeit getriben, auch vil fromer leut erliche[1] kinder, darunder junge dechterle gewesen, verfürt. Es ist auch doctor Botzhaim gleichfals gepeiniget, der mueß biß zu seiner zeit an einem andern

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ort (welches doch der gaist nit genempt) büesen. Mir kan


  1. erliche] hs. erlicher, was wohl schreibfehler ist.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_084.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)