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sie auch guet wissen tragen, das ir uf dise stundt solch los gesündt in ewer behausung; hierinen sie euch lang zugesehen und imerdar bösserung verhofft haben. Dieweil aber die nit erfolgen, sonder ie lenger, leuchtfertiger und

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unverschempter von euch gehandlet werde, künden sie, andern iren burgern zu einem exempl und ufmerken, lenger nit umbgeen, sonder haben ordnung und bevelch geben, uf heutigen tag, und als wir verstanden, werden sie hierinen nit feuren, euch sampt allen argwönigen personnen, so

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begrifen werden, unverzogenlich ufzuheben und der stat gebrauch nach zu handlen. Das wellen sie eim domcapitel, dieweil ir, herr doctor, dem loblichen gestift verwandt, gueter wolmainung vorhin anzaigen, damit wir und menigclichen wisse, warumb das beschehen seie.« Ab diser rede

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erschrack der doctor so hart, das er aller erblaichte; iedoch leugnet er, es wer niemands uf dizmal im haus, dann er und der knab. So sprücht der domdechant: »Herr doctor, ich gonne ewer unschuldt euch wol, und aber wess sein die fueßtritt!« zaigt im darauf die tritt, wie die hur userm badt

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entloffen war. Darab erschrack der doctor noch mer, bat die herren baidt vom Gottes willen, in solchen grosen netten in armen und von menigclichem verlassnen nit zu begeben, sonder bei im zu bleiben, damit, ob die verordneten schergen kommen würden, daz er doch einichen[1] trost bei im het,

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der die schergen ufhalten oder sonst das böst darzu reden kündte. Die baidt herren namen sich an, sie künten nit bleiben, sie müesten wider in das capitel. Do war dem doctor nit mehr gehewr, er wolt ie nit allain im haus bleiben und der schergen erwarten, derhalben er eilendts user dem

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badt, sich one verzug anlegt. Mitler weil war die magt user der ober kammer und verborgnen schlupf berüeft, die muest herab. Mit der triben die herren ir gesprech, biß der doctor wider angelegt. Also het kein diener genawer uf die baid herren könden warten, als der doctor. Wie oft

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er umb sich gesehen nach den schergen, das ist wol zu gedenken. Mich verwundert allain, wie sie das gelechter so lang verhalten könden. Sie haben den doctor uf der gasen kains wegs von inen bringen künden. Iedoch, als sie durch kain ander mitel sich sein entladen oder los machen kinden,

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sein sie wider in bruederhoff und in das capitelhaus gangen;


  1. einichen] hs. nit einichen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_080.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)