Seite:De Zimmerische Chronik 4 076.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


were den merern tail decurtirt, so were im sonder zweifel der ganz leib darvon entzünt worden, und also in einer gewissen gefahr seins lebens bestanden, wie dann in gleichem fahl bei unsern zeiten Ruffen von Reischach, der sein sitz

5

zu Wurmlingen im schlössle het, beschehen, der sich auch also verderpt, das im die were gar nahe am leib hat müesen hinweg geschnitten werden, welcher hernach sein eheweib, Baschian Ifflingers dochter, derhalben bedacht und ir zu widergeltung irer gedult alle sein haab und guet

10

testamentsweis bei lebendigem leib verschafft hat. [1045] Aber doctor Villenbach ist von solcher stumlung wegen allenthalben her geplagt worden, das er von menigclichem doctor Stump wardt genannt, und mit kainem fatzwerk oder gespai hat er höcher ufbracht oder zu mererm zorn bewegt mögen

15

werden, derhalben sich des mangels halben vil erleiden müesen. Insonderhait so er zum frawenzimmer kommen, ist es gemainlich durch die spaikatzen uf die pan gebracht worden; so ist er dann menigclichs gelechter gewesen. Ich bin selbs einsmals an eim disch gesessen, daran vil ehrlicher,

20

namhafter leut, zu denen der doctor kurzweil halben geladen. Do wardt im von etlichen ganz höflichen verwisen, warumb er doch den schönen frawen sovil nachgieng, dieweil er doch sein notwendig instrument darzu verloren und bei inen nichs ußrichten kindte. Sprücht aber doctor

25

Christof Welsinger, des bischofs von Straßburg canzler: »Es ist kain zweifl, der herr doctor Villenbach thuet dessfals kein schaden und gibt ein gueten frawenzimmerufwarter, und wiewol im der gezeug, darzu gehörig, beschnitten, das er damit blößig durchs haar raichen kan, so thuet im doch

30

das lenocinium wol, das ist sein bulschaft.« Hiemit pracht er den doctor dermasen uf den esel, das er malignirt vom disch lief und lenger nit bleiben wolt. Dergleichen hendel sein im vil begegnet, insonderhait einsmals zu Engen im schloß ob disch, daran der graf mit seiner gemahl, der von

35

Geroltzeck, und ander frawenzimmer gesessen, hat graf Gottfridt Christof solchs in des doctors gegenwürte mit verdeckten worten anzogen. Also ist mein gueter doctor hiemit wol gestreckt und gespait worden, in masen, wover er nit so gar hünder der taffel umbsetzt gewesen und weichen

40

het kinden, er ein weiten het geben, und so man sich daran het keren, würd er hawen und stechen haben wellen. Grave Jocham hat sein vetter domals angeredt, warumb er


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_076.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)