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hernach beschach; dann er starb im andern jar hernach, anno 1554, nach ostern. Er name in seinem hinweg ziehen urlaub vom haus Wildenstain mit aim solichen affectu, das iren etlichen die augen darvon übergiengen.

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In bemeltem jar 1552 ist aim burger zu Mösskirch, genannt Lorenzen Stainhewern, ein son, genannt Bastion, krank worden, dessen krankhait so heftig zugenommen, das er (also hat vatter und muetter, auch ander vil, so zugegen gewesen, vermaint und nit anders gewist) verschaiden und uf etliche

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stund also ohne alle entpfindlichkait in extasi gelegen. Also hat man ine, wie gepreuchlich, eingenehet und allerdings, als wie man ein begraben soll, zugerüst und zugedeckt. Wie man in nun hinauß uf den gotzacker tragen wellen, hat sein muetter, deren, wie natürlich, die sach am nehesten

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angelegen, achtung geben und gesehen, das sich was an im noch ain wenig geregt. Hierauf hat man ein weil mit ime verzogen; hat sich befunden, das derjenig wider zu im selbs kommen; derhalben er von der muetter und seiner ana, der alten Heckerin, mit grosen frewden wider ufgebunden und

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also bei dem leben ist erhalten worden. Er ist ain beck und treibt das handtwerk zu Mösskirch. Dergleichen sach haben sich hievor vil begeben, wiewol sollichs mertails in den grosen landtssterbenden beschicht, wie in unsern historia hievornen auch gemeldet worden.

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Kurzlich nachdem der alt herr widerumb geen Mösskirch gezogen, da entstandt user liederlichkait ein grose gefahr im schloß; dann es het der jung herr uf ein abendt ein gesellschaft angericht, das man, nachdem der alt herr schlafen gangen, etliche visch sieden und anders kochen

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wolt. Da war aber das feur in der obern kindtskuchen so unsorgsam und groß angemacht worden, das solch kemmet anfieng zu brinnen, und dieweil es sonst ein finstere nacht, do erschine es gar nahe allenthalben in der obem statt. Darumb do wardt ein groß zulaufen. Beschach, wie man

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ob disch saß. Der jung herr wardt haimlich der sachen avisiert. Gleichwol wardt das feur bei zeiten gedempt. Es war ein knecht im schloß, hieß Rudolf Friderrich, der stig mit ainer wassersprützen in das kemmet, bestack aber darin, daz er weder hünder oder für sich kommen mecht, und da

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man in nit so geschwindt widerumb het bei den füesen herab gezogen, so het er ersticken müesen; mocht mit aller mühe erhalten werden. Und wie gar seltzam der alt herr sonst


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_066.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)