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er aber zu anderer zeit ein solchen weiten wegs zu raisen überhept, do erlangt er ein commissari, namlich den landtvogt [1030] uf Nellenburg, herr Hanns Jacoben von Landow. Mitler weil und er von Insprugk und uf dem [haimweg][1], do

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gepar sein gemahl ein son, uf den sibenzehenden tag des monats Juni im 1549 jar, war der nechst monntag nach dem sontag Trinitatis, zwischen den vieren und fünf uhren vor mittag; beschach zu Mösskirch im schloß. Diser son wardt noch desselbigen tags zu S. Martin gedeuft und genennt

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Wilhalm. Er ist das viert kindt in der zall gewesen. Seine gefettrig waren der probst von Beuren an der Tonow, genannt Wilhelm Arnsperger, ist hernach abt zu Creuzlingen worden, und die abtissin von Waldt, ain edle von Rottenstain userm Algew, genannt Anna. Wie aber graf Froben

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Christof seine sachen zu Insprug, als oblaut, verricht, do name er den weg über den Arlenberg geen Velkirch und Sargans, über den Wallenstetter see gen Wesen, und nachgends zu unser lieben Frawen geen Einsidlen, von dannen uf Zürich und dann uf Mösskirch, also das er nit wissen

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mocht, ob sein gemahl genesen, oder nit, oder wie es doch daheim stüende. Also wie er uf guete hoffnung der heimat zuraiste und uf die höche bei Mösskirch kompt, genannt bei der Tannen, so komen ime etliche hirten, jung und alt, entgegen, die verkünden ime die frewdt und das er ain

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jungen sone anhaimsch werde finden. Solliche anzaigung der hürten wardt von vil verstendigen für ein besonders glücklichs omen vermerkt. Diser jung graf Wilhelm hat ein rots zaichen am rechten schenkl, zu gleich wie ein erbör, mit sich an die welt gepracht, das auch nimermer weg get,

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zu gleich seinen baiden eltern schwestern, frölin Anna und dann frölin Johanna. Ist im auch ein saugamma zugestanden, ein saubere junge fraw, darneben aber ain sollich neidig mentsch und so zornig, dergleichen mir kein sollich böss thier nie zu handen gestoßen, und wiewol sie

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menigclichen entpfar gehalten und ir iederman bevor geben, nochdann ist sie manichmal umb liederliche sachen so zornig worden, das der jung graf Wilhelm im saugen sollichs nit genossen hat. Man sagt, wann sie also erzürnt, hab sie iren zorn an niemands anders sonderlichen ußgestoßen,

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sonder sei für die wiegen gestanden und gesagt: »Ei du


  1. haimweg] so dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_049.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)