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Delphin und ein erb des künigreichs, langen, und wiewol mir als eim gering verstendigen von hochen leuten zu urtheiln nit gepürt, so kan ich doch mit der warhait sagen, das bemelter Heinricus das erlichest stuck, so er in allem

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seinem leben begangen, in disem fahl erzaigt, das er seinen herrn vatter, den künig, darfür gebetten und sich von seinem gemahl nit scheiden wellen, gleichwol er ein solichs wunderbärlichs unverschempts wesen darneben gefüert, das nit guet, jung eheleut bei im ufzuziehen, auch manichem ein zweifel

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megen gepören, ob er verheurat wer gewesen. Derwegen er auch vom künig, seinem herrn vatter, mermals darumben angesprochen worden, mit höchstem begern, von solchem ungepürlichen und öffnen unwesen abzusteen. Gleichwol was solt der son thuen, paternis moribus edoctus? Von

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solichen handlungen ein besonderer tractat wer zu machen. Aber die historici die übergeen dises alles und will niemands der grosen herren privatleben anrüren oder der katzen die schellen anhenken[1], sonder schreiben mertails von ires bauchs und von gewins wegen, daran sie doch höchlich unrecht

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thuen und billicher weren schmaichler und orenmelker, dann historici zu nennen; dann nit allain das löblich und so das liecht erleiden mag, zu beschreiben, sonder vil mehr das unlöblich und ungepürlich, damit sich die nachkommen dess erinnern und zu vermerken, warumb etwann Gott ein ganz

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künigreich sinken last und erschröckenlichen strafet. Als aber nun der Heinricus sein gemahl nit verlasen wolt, do wardt weiter gerathschlagt, ob nit kinder durch arznei und ein sondere ordnung oder wolhalten mögten gezilt werden. Nun het domals der künig etliche fürtrefenliche und erfarne

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medicos, under denen ainer, Johann Farnelius genannt, nit der wenigest gewesen. Der hat sich vernemmen lasen, wover im volg beschehe, zweifel im nit, es werde die jung künigin mer, dann ein son haben. Hierauf er in vil stucken, wie sich zu halten, ordnung geben. Darneben hat man

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wunderbarliche düng gesagt von diser künigin, sonderlichen aber das sie, zu gleich wie einest die Messalina, drei zeuglin gehapt, welches ir die empfengnus soll verhündert haben, darunder ir das ain user rath der arzet soll geschniten und


  1. der katzen die schellen anhenken] s. Schimpf und Ernst von Johannes Pauli, herausgeg. von Hermann Oesterley (bibliothek des litterarischen Vereins LXXXV) s. 544, no. 634.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_046.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)