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dann er brach das schloß zu Tonow-Eschingen, ein guet, herlich haus ab, fieng an ein newes zu bawen. In gründen wolt er niemands folgen, also folgt man im. Er spart ein tausendt gulden und wolts bösser wissen, dann andere. Was

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geschach? Als der baw ufkom biß zu ufrichtung des dachs, do mocht sich der baw selbs nit ertragen, riß und spielte an allen orten, das man im nit vertrawen dorfte, sonder an etlichen orten mit kettin muest zusamen spannen. Der baw stett noch also, das nie kain dach darauf kommen oder

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ainich fenster eingesetzt worden, sonder hat ein form, wie ein zerstörts mausnest, und were vil ehrlicher gewesen, er het den baw wider abbrochen, dann also schimpflichen ersitzen lasen. Den nehsten [1026] tag felt es selbs ein und thuet ein schaden. Vil schöns, guets holz, das schon

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abgebunden, hat man gewerkt biß zum ufrichten, dergleichen etliche däffer[1] in die gemach, ist aber mertails hernach verdorben. Es mögte von dem baw nit unhöflich gesagt werden und gezweifelt, ob er fallen würde, oder nit, wie herr [Ambrosius][2] von Gumpenberg beschach. Derselbig domherr,

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als er ein groser curtisan zu Rom und in Italia wol erkant, bawete geen Augspurg, do er ein domherr, ein schöns haus uf die welschen manier, in der gasen, als man zum tom gat. Nit waiß ich, wie ers oder seine bawleut übersehen, es hat das ansehen, als ob es nit wirig würd sein überkommen.

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Wie aber anno 15[48][3] kaiser Carle [10] fendle landtsknecht dahin gelegt, begab sich, daz etliche knecht dieses haus warnammen. Die beflißen sich, wann sie vermainten, der domherr were in der gettere und es hörte, für das haus zu steen. Sprach der ein: »Das haus ist nit würig, es wurt

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fallen.« Antwurt der ander: »Es wurt nit fallen, du verstehest dich nichs darumb«, und zankten sich also ein guete weil mit einandern, ob es fallen würde, oder nit. Das geschach schier teglichs. Der domherr wolt ganz wild darab werden und solich gespött von inen nit leiden. Wie das

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under die knecht kompt, giengen sie etwann rotenweis vor dem haus anhin, sich zankendt, obs haus würdt einfallen, oder nit. »Der pfaff«, sprach der ein, »hat welsch wellen bawen, kans noch uf deutsch nit, es mueß und wurt fallen«.


  1. däffer] so wohl, hs. dörffer.
  2. Ambrosius] hs. lücke; s. Salver, Proben des hohen Teütschen Reichs Adels s. 394.
  3. 15[48] die minderzahl ergänzt, ebenso die zahl 10; s. Stetten, Geschichte der Stadt Augspurg, I, 437.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_042.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)