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bawen und eins tags bei zehen oder mer personen maurer und zimmerleut uf dem dach waren, das zu latten und zu decken, do fieng der baw unden an zu weichen und sinken und damiten sich herauß zu blehen. Das wardt von etlichen

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burgern gewaret. Die warneten eilends den werkmaister, hieß maister Hanns Im, war userm Schweizerlandt, ein froms, liederlichs mendle. Derselbig lief eilends zu mit einem grosen zaunstecken im schrecken, des vorhabens, den baw, damit er nit fallen sollte, zu understüzen. Aber es sahen vil leut,

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das der baw nit zu erhalten, sondern fallen müeste. Do schrieen sie im zu, das er weichen, dergleichen denen uf dem dach. Das kam dem werkmaister zu guetem, dann es het in sonst der baw bedeckt. Aber die maurer und zimerleut uf dem dach konten so baldt nit entpfliehen, der plast

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im mitel des haus thette sich noch weiter herauß, do volgt der ober blast des gibels hernach. In somma, es fiel das vorder haus sampt dem ganzen dachstuel und getrompt, wie es dann alles in ainandern war verfast, darunder in bach[1]. Die zimerleut und maurer burzleten herab, gleichwol kainem

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am leben nichs widerfuere, aber doch sonst sich übel zerfielen, das etlich für todt waren umbgezogen, welches doch zu verwundern und ein sonders groß glück war, wie die alten weiber sprechen. Solcher fahl, wiewol er schädlich und spotlich, so het er auch gar nahe ein lerman geben,

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dann es fieng sich der Hewdorfer bach an zu schwellen und war grose gefahr und schaden zu besorgen. Aber dem zu fürkommen, do wardt gleich ein ganze burgerschaft und die nechsten dörfer angestelt. Die raumpten tag und nacht, damit der bach widerumb seinen fluß bekeme. Und noch

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desselbigen sommers wardt das eingefallen haus widerumb von newem erbawen, aber doch in gründten mit etwas merer fürsorg, dann hievor, versorget. Grave Friderrich von Fürstenberg trib vil gespais von dieses eingefallnen haus wegen, und wo ein versamlung von grafen oder herren, do

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sagt er darvon, sprechende: »Ewer gebew sein nichs gegen meins vetter von Zimbern gebewen; er bawet heuser über die bäch, dann felt es darnider, die maurer und zimmerleut darmit, und das sich zu verwundern, es waist niemands, ob die maurer oder zimerleut obgelegen.« Solches standt über

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zwai jar nit an, do vergieng graf Friderrichen das geschrai;


  1. in bach] hs. ein bach.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_041.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)