Seite:De Zimmerische Chronik 4 033.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


derm bewaren lasen und den laidigen fahl irem sone geen Mösskirch und seinen gebrüedern geen Straßburg verstendiget. Also ist sie user bevelch graf Froben Christofs geen Oberndorf in die zimbrisch begreptnus zu S. Micheln vorm

5

chor begraben worden, vermeg des epitaphii, so in ein stain gehawen, mit dem wappen, schilt und helm, und lautet das epitaphium, wie nachvolgt: »Anno 1549. 13 Februarij obiit in Seedorf Generosa D. Catharina Comitissa in Erpach Generosi D. Joannis Wernheri Comitis ac D. a Cymbris vxor

10

cuius anima in Domino requiescat[1].« Der ander pot, den die amptleut zu den domherren geen Straßburg geschickt, hat deren kain angetroffen, also hat man in geen Erstain gewisen, alda er den domdechant von gemaines gestifts wegen gefunden. Dem ist der ander brief vom absterben

15

seiner nechsten verwandten zu Erstain ob dem morgenmal zukommen, dess er nit wenig laidig und bekömmert gewesen, aber Got empfelhen müesen. Der ander domherr, graf Gotfridt Christof, ist sonst in des gestifts gescheften geraist; der hat hievon nichs gewist und nach verrichten

20

sachen im fürgenommen, sein fraw muetter haimzusuchen. Wie er nun eins morgens umb die 8 uhr, ungefärlichen bei vier oder 5 tagen nach irem absterben, geen Seedorf kommen, hat er die ross und diener ins würtshaus[2] geschickt, er aber ist über die user und inner brucken gangen und

25

am thor anklopft, in dessen höle er sich also verborgen, das man [1021] in im schloß nit sehen künden; dann sein mainung, unversehenlich zu seiner fraw [muetter][3] zu kommen und zu ir in die stuben zu geen, zu einer zeit sie niergends an in gedechte. Nun war im zu solcher zeit niemands

30

bekanter entgegen kommen, der in, wie es stüende, bericht het; so hets im auch niemands im Kinzgerthal und underwegen sagen wellen. Also, wie die mägt im schloß in klopfen hören und den riggel ufgezogen, schlich der guet herr zum thor hinein und geschwindt die stegen hinauf seiner fraw

35

muetter selligen stuben zu, da er sie gewisslichen zu finden vermaint; wolte sie also unversehenlich, das sie nit gleich wissen künt, wer er were, überfallen. Aber dem gueten herren fählet sein vorhaben größlich; dann wie er die stuben ufthuet, sicht er kain disch mehr darin, es war alles


  1. requiescat] hs. requescat.
  2. würtshaus] hs. gotzhaus.
  3. muetter] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_033.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)