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im undern hof zu Mösskirch ir haushaltung gehapt. Da ist sie biß nach ires herren todt verharret, hiezwischen und so lang sie vermöglich, gar selten die kirchen versaumpt, ist gemainlich alle tag ins ampt und vespere zu S. Martin gangen,

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ein gotzförchtige und vil betende fraw. Darneben aber ist sie ganz blöd leibs gewesen, grosen schmerzen am stain und rugkenwee erlitten. Bei vier jaren vor irem absterben hat sie die wasersucht überkommen, und wiewol es sonst ein unhailsame krankhait, iedoch hat Got sein gnad mitgetailt,

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das doctor Antonio Klumpen, dem medico von Überlingen, die chura gerathen und ir der wasersucht mit allem hail frei abgeholfen. Der hat damit ain kunststuck bewisen, ainer solchen betagten, alten frawen, die eins so schweren leibs, diser müeselligen krankhait zu generen. Es hat

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darnach ein gueten bestandt mit ir gehapt, und zuversichtlich, wover sie zu Mösskirch bliben, sie het natürlichen etliche jar lenger gelebt. Aber nachdem ir herr sellig, grave Johann Wernher, mit todt abgangen, do wolt sie lenger zu Mösskirch nit sein, sonder begert in die undern herrschaft vor

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Waldt, in das schloß zu Seedorf; da wolt sie ir leben schliesen. Ire söne heten ir gleichwol das begern user küntlicher und wolmainender trew gern abgeschlagen, in erwegung, das Seedorf in eim sumpf gelegen, mit weihern allenthalben umbgeben, ir gar zu wider war; zu dem ir solchs

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von menigclichem widerrathen wardt. Aber dieweil sie ain solchen grosen willen dahin het, da muesten sie es geschehen lasen. Also in wenig zeit nach ires herren absterben schied sie von Mösskirch, dahin sie hernach nit mehr kommen. Sie het ein köchin oder beschlieserin, die ir ganz trewlichen

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dienet und die haushaltung wol versehen kunt. Derselbigen wandlet ein pfaff nach, war von Mengen gepürtig und ein caplon zu Mösskirch, hieß herr Jörg, ain junger, starker bueb. Er raist ir mermals zu lieb geen Seedorf. Daselbs war er in aim würtshaus, hünder dem schloß gelegen, und

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vermaint ie, er welt die köchin erwerben, das sie zue im dingen solte. Solcher pratik wardt graf Froben Christof wissendt, wie er dann vilmals, so er in die herrschaft vor Wald kame, sein fraw mueter haimsuchet. Hierauf, damit man des bruders abkeme, do ließ er haimlich ein maister,

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ain bruchschneider bestellen, auch bei den vier starker baurn; dieselbigen solten zu dem pfaffen, uf das ehest er widerkommen würde, greifen, ine heben und binden, damit


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_022.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)