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wissen gethon, mit angehenktem begern, uf was zeit irer residenzen und gescheften halb inen gelegen, den dreißigisten zu Mösskirch zu besuchen. Solch schreiben ist inen baiden, als sie domals zu Erstain in capitelsgescheften, über

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das morgenmal zukommen. Die inen alle ires brueders ergangne handlung und acta gefallen lasen, im auch die zeit des dreisigisten anzusetzen nach gelegenhait haimgestellt. Darneben hat graf Froben Christof nach ingenommer erbhuldigung den pfarrer von Oberndorf und noch ain priester,

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auch deren amptleut ains tails, sampt etlichen pferden geen Künigspach geschickt, die leuch geen Mösskirch zu belaiten, auch in allweg fürsehung zu thuen, damit die Margreth Hutlerin mitkeme und uf Falkenstain gefürt würde, auch das sigel, das der alt herr mitgefürt, in gueter verwarung

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gehalten würde. Nun ist zu wissen, das kurzlich, vor dem ehe und graf Johan Wernher geen Künigspach geraist, die Margreth Hutlerin ein wolbeschlagens trüchlin eim burger zu Oberndorf, genannt Marx Rebman, so vorhin des alten herrn selig schulthaiß[1] zu Oberndorf gewest und dann diser

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Hutlerin ie ganz und nur zuvil heimlich gewesen, vertrawenlich zu behalten geben hat. Dasselbig trüchlin ist, wie man gesagt, in der enderung der herrschaft und dem schrecken in ein frucht under das korn verborgen worden, aber der betrug und die untrew der huren und des underthonnen

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kam für die oren des newen herrn. Der schickt verwarlich nach dem trüchle, ließ das in beisein erlicher leut öffnen. Darin fandt man gelt und geltswert, silberin becher, schöne guldin ring, die doch fürwar dahin nit gehörten, und insonderhait ain wunderbarlichen hürnin lefel, welcher, wie das

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von den alten herkommen, von aim horn [995] eins unerkannten wurms gemacht, vor vil jaren dem alten herrn Johannsen freiherrn zu Zimbern von eim namhaften Haiden, als er zum hailigen grab geraist, geschenkt worden, der auch etlich sonderliche creften und tugenden an im hat; den zu

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anzaig wechst er und nimpt ab mit dem mon. Diesen lefel und anders het dise Huttlere, wie dann dieses volks gewonhait, zu sich gezogen. Also ließ der graf das trüchlin wider beschlüesen und in gueter verwarung gehalten. Und nachdem alle sachen in der herrschaft, was domals die notturft

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erfordern was, verricht, verfüegte er sich widerumb geen


  1. schulthaiß] hs. schluthaiß.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 620. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_620.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)