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Friderrichen, graf Ludwigs von Lewenstains vater, mit disem psalmen haben zu todt gebettet[1]; oder das man der alten grefinen von Bitsch segen über ain solche fraw Seltenfridt spreche. Dise grefin ist ain Reingrefin[2] gewest und ist grave

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Reicharten von Bitsch vermehelt worden, bei dem sie graf Simon Wecker und dann graf Jacoben, den letsten des geschlechts, gehapt. Sie hat ein wunderbarlichen segen kont, namlichen, wann sie ein mentsch gesehen, es sei gleich weib oder man, das uf ein freitag sein haupt lasen zwagen und

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noch mit nasem haupt für sie kommen, so hat sie den selbigen müsen den segen über das haupt sprechen, über die schaitel; alsdann hat sich gewisslichen erfunden, das derselbig mentsch das jar nit überlept. So sie aber sollichs het übersehen gehapt und den segen nit gesprochen, es

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were gleich, das sie user liederlichkait oder desselbigen mentschen zu verschonen, das underlasen, so het sie selbs im jar sterben müesen. Darumb hat sie mertails, wie man sagt, sich am freitag, ein sollich inconveniens zu verhüeten, ingespert, wie man von der Melusina list. Ich hab gehört,

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es hab ir herr, der graf, einsmals im uf ein freitag lasen zwagen und barbieren. Wie sie das erfaren, hat sie den ganzen tag sich eingeschlossen, sich auch nit sehen lasen. Ein sollichs weib wer bösser, dann ein fendle landtsknecht, waver diese künsten dem heksenwerk nit so anlich und

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gemeß weren. Anno 155 . .[3] starb herr Geörg truchseß von Walpurg, der jünger. Der verließ von seiner hausfrawen von Rapolstain vier söne und zwo döchtern. Dieweil er aber noch ain brueder, herr Hainrichen, in leben, dem ain frein von

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Fronsperg vermehelt, wiewol er kaine kinder het, so begert derselbig an ain gemaine freundtschaft, so dozumal der ursach halben geen Riedlingen beschriben, das man ime ain mitformünder welte zugeben. Wiewol nun graf Froben Christof den tag user ehhaften ursachen nit het besucht, so wardt

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er doch von gemainer freundtschaft zu aim mitformünder geordnet, unangesehen das den jungen Truchseßen die gra-


  1. zu todt gebettet] vgl. über zu todt beten und zu todt singen Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. 2. aufl. s. 253, no. 973.
  2. Reingrefin] namens Anna; s. Lehmann, Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, Stammtafel III.
  3. 155..] nach Pappenheim, Chronik der Truchsessen von Waldburg, Tabelle V, starb Georg IV erst im Jahre 1569, welche angabe durch diese chronikstelle zweifelhaft wird. WS: In der vorliegenden Ausgabe wurde die Fußnote von unbekannter Hand komplett durchgestrichen und mit folgendem Kommentar versehen: Er starb zwischen dem 6. Dez 1556 u. 3. April 1557, 1569 starb seine Gemahlin / Vochezer II 814)
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Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_613.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2022)