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bischof Sebastian, war ein edelman von Heusenstain, durch sein canzler, doctor Christof Mathisen, und andere hofjunkern empfahen, aber nür in deutscher sprach, beschach studiose, war lang darvor also berathschlagt worden und

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wolts der churfürst ie also haben; und wer der künig noch so ein böser Deutscher gewest, so muest er doch die deutsche sprach domals hören. Doctor Jörg Sigmundt Seld war dem künig von kaiser Carl zugeben, der antwurt auch in deutscher sprach; gleichwol er sonst künigclich wardt

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tractirt. Damit ließ man den stolzen Spanier hinhawen. In haben furwar seine schmeichler, die Spanier, also verderbt. Die haben in überredt, er sei vil edler, dann sein vater, kaiser Carle, seitmals derselbig nur künig Philipsen, er aber ains römischen kaisers son, ja ain gebornner kaiser seie, und

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das noch vil mehr. Sie haben verhündert, das er in seiner jugent weder latein, oder kain ander sprach, dann die spannisch, hat gelernt, als ob es ainer solchen hochen person verächtlich, auch andere sprachen zu reden. Wie er nun also in teutsche landt kommen und hernach in seine nidere

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erblande, hat im das zu grosem gespöt und verachtung geraicht. Die haben offenlich comedias und andere spill dörfen halten, darin sie fürsten und potentaten anzogen, die kain ander sprach reden künden, dann die sie von ir muetter gelernt. Es sein warlich schandliche bestien und die höchlich solten

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gestrafft werden, die ein solchen potentaten in seiner jugendt also verhündern und versaumen, so er mit seinen underthonnen sprach halten, er sollichs durch ein dolmetschen verrichten mueß. Aber es ist den hofleuten und solchen bueben nutzlich, herren haben, die in ir jugent nichs gelernet

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und nichs dann jagen künden. Die wissen darnach ire kinder nit zu regiern, sonder sie selbs müesen auch durch andere regiert werden. Darbei bössern sich ire lender nit, wie sich das iezundt mermals mit höchstem nachtail beschaint hat. Umb die zeit, oder darvor[1], nam der künig von

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Frankreich Schottlandt ein, raubt die jungen künigin[2] und erbin des künigreichs; kaiser Carle aber macht ein contrapuncten, practiciert, das künig Hainrichs eltere dochter[3] von Engellandt seim sone, künig Philipsen, vermehlt. Hilf Got! was ellender conditionen muesten der vatter und sone bei dem


  1. darvor] im Jahre 1548; s. Daniel, Geschichte von Frankreich IX.
  2. künigin] Maria (Stuart).
  3. dochter] Maria.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 584. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_584.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)