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einem finger gegen im stupfet, so fiel er nider uf den boden; zu zeiten auch, so er uf einem ross saße, liefe er hendt und fieß geen und fiel herab, ob es gleich in einem waser were. Dergleichen dorheiten simulirt er vil und ganz maisterlichen.

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Mit solcher angenomner narrei kam er zu pfalzgrave Ludwigen, dem churfürsten, an hof. Do hielt in menigclich für ein natürlichen, rechten thoren. Es triben die jungen herren und edelleut vil schimpfs mit im, insonderhait mit dem stupfen, wie oblaut. So fiel er dann umb, gleich wüscht

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er wider uf. Do muest sich dann ain ieder hüeten, er schlueg darein und galt gleich, der nechst der böst. Er solt ains mals grave Ludwig Casimirn von Hochenloe, der auch dozumal ans churfürsten hof war, durch ain bach tragen, do stupften oder stachen die andern mit fingern gegen dem

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narren. Der fiel mit dem graven in bach, das ain groß sagen darvon warde; und wolts der grave nit gericht lasen sein, wiewol man sein nur daran spottet, und hets ain narr gethon. Er kunt auch die leut zimlich [968] wol für die herrschaft tragen und alles, das fürgienge, wol anbringen.

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Damit het er vil gelts und guets überkommen; dann als er sterben, hat er etlich tausendt guldin wert verlasen. Das hat er testiert und hin und wider seinen freunden und in die spitl ad pios usus vermacht, auch sich dermasen erwisen, das man wol gespürt, das er bei seiner angenommen

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narrenweis mehr verstands gehapt, dann mancher zunftmaister, und ist letzstlich mit gueter vernunft, ganz christenlich abgestorben. Aber ich hete im die freihait im frawenzimmer nit zugelasen, im latz zu lausen, und anders, wie er dann bei pfalzgrave Friderrichen im gebrauch het. Es ergerten sich

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domals vil leut darab, und glaub, der apt Gerwig von Weingarten het in im frawenzimmer auch ußgemustert, gleichfals er eim narren zu Bunth thet im frawencloster, davon ich denselbigen mermals gehört sagen. Aber wie gnedigest und gnedig zuvorderst baide

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römische kaiserliche und königliche Majestaten, auch andere chur- und fürsten gegen graf Wilhelm Wernhern sich erwisen, so hat im doch herzog Erich von Braunschweig, der jünger, so des churfürsten von Brandenburg, marggraf Johanns[1], doch-


  1. marggraf Johanns, dochterman] nach Hübners Genealogischen Tabellen unrichtig. Erich junior hatte keine markgräfin von Brandenburg zur frau; dagegen war seine mutter oder die frau Erichs des ältern die tochter des markgrafen Joachim I von Brandenburg. Es scheint jedoch Julius gemeint zu sein, der eine tochter Joachims II von Brandenburg zur frau hatte. WS: die auf der nächsten Seite fortgesetzte Fußnote wurde hier vervollständigt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 575. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_575.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)