Seite:De Zimmerische Chronik 3 569.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


burgs rath, einer von Schliebitz, unaufhörlich getriben, zu zeiten ain ganze stundt, die sich der könig alwegen vorhin verwegen gehapt und das seinen familiarn vorhin gesagt, er werd so lang müeßen audienz geben und dessen Saxenkerles

5

geschwetz zuhören, da es doch mit wenig worten ußgericht werden. Welches auch ain verdrüssige manier ist, sonderlich bei den hochen potentaten und an höfen in rathschlegen, da der handlungen vil sein, und ich höre, es hab auch bemelter römisch könig dem jüngern herr Wilhelmen

10

truchseßen von Walpurg in rathschlegen vilmals eingeredt, und da er so lange circuitus machen und die sachen a primo ovo, wie man sagt, anfahen wellen, zum beschluß ermanet. Was nun in den zollerischen sachen gehandlet, auch was mittel von königclichen räthen und dann graf Jos Niclas

15

beiderseits fürgeschlagen, das prechte ain verlengerung, ist auch alher nit dienstlichen. In somma, es ist nach langem und vil mühe und underhandlung letstlich dahin kommen, das der römisch könig den grafen wider begnadiget und restituirt, doch mueste der graf am hauptguet, so er hievor

20

uf interesse gelihen, zwaiundzwainzig tausendt gulden fallen lasen; het darbei ain grosen vorteil, das er kain gelt zu straf geben mueste, man bedorfte nur einer newen verschreibung ufzurichten. Die wardt vergebens in der königclichen canzlei verfertiget. Dabei wisse sich ain ieder zu hüeten,

25

grosen potentaten gelt zu leihen, oder aber es gehört ain besonders wolhalten darzu. Grave Jos Niclas hat hernach selbs bekennen müeßen, es hab in sein schwager, graf Wilhelm Wernher, bei landt und leuten erhalten, darauß er sonst mit groser geschwindigkait praticiert worden. Under

30

dem schein, damit die grafschaft nit in frembde handt keme, solt er die zu handen seinem vetter, graf Karln, ingeben haben, und ist soliche pratika in solcher gestalt ußbrochen. Graf Jos Niclas hat von Hechingen uß graf Wilhelm Wernhern und graf Carln iedem insonderhait geen Augspurg

35

geschriben, aber in den überschriften und versecretirn ist es vermisst, das aim ieden des andern brief zukommen. Darauß hat graf Wilhelm Wernher vermerkt, mit was grifen graf Carln umbgangen, namlich das graf Josen in kainen weg meg geholfen werden, es sei dann, das er alle zollrische

40

güeter übergeb, damit die bei dem stammen Zoller bleiben. Mit solchem erdichten fürgeben hat graf Carl sein vettern dermasen geengstiget, das er die güeter übergeben wellen.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_569.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)