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das du mich dessen hast underricht, will im laut und hell genug reden.« Damit giengen sie über disch, waren frölich und darnach zu bet. Des morgens umb die ernempte stund gieng der Lewkircher burgermaister zu dem von Ulm, wie

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er beschaiden war. Es wartet auch sein ainspenniger knecht, der Thoma Frick, ganz geflissen uf. Also empfiengen baide burgermaister, Ire Weishaiten, ainandern ganz statlichen, sie redten baide so laut mit ainandern, das ein zuhörer dessen solt gelacht haben, und nach langem gepreng do giengen

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sie mit ainandern in das ober stüblin. Der Frick volgt inen ganz listigclichen nach und blib vorm stüblin steen. Also zaigt der burgermaister von Lewkirch dem andern seinen befelch an, und gab ime der ander beschaidt darauf. Das beschach alles mit so lauten reden, das der ainspennig gar

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nahe alle wort kunt vor dem stüblin hören, wiewol er nit dergleichen thette. Als sie nun wider in die herberg kamen und zu morgen hetten gessen, auch uf den aubent wider nach der heimat wolten raisen, sprach der burgermaister von Leutkirch zu dem Fricken: »Wolan, sag mir, was ich alhie zu

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schaffen gehapt, wie du dich dessen vermessen hast, oder aber das gewet ist deinethalber verloren.« Also thette der knecht, als ob er ine übel entsessen und niergends von wüst, ließ also den burgermaister ein guete weil uf dem wahn. Zu letst do kunt er im schier von wort zu wort sagen, was

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von inen baiden burgermaistern im stüblin war geredt worden. Dess kunt sich der Lewkircher burgermaister nit genugsam verwundern, noch vil weniger darauß verrichten, was das für ein müsterium[1] oder wie ers doch het erfaren. Also do muest er sich bekennen, das er das gewet redlich

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het verloren, zalt darauf die mutschl. Die namen sie zu sich uf den weg; damit sie nit den halben tag hungers stürben, theilten sie die und raisten also in guetem friden wider heim. Und wie man sagt, so hat hernach der burgermaister diese handlung mit grosem verwundern den seinen eröffnet.

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Bemelte von Leutkirch haben bei etlichen jaren darvor noch ain alten ainspennigen knecht gehapt, ain guets, froms, alts mendle, hieß Christa. Der hat ainsmals bevelch von seinen herrn, das er uf den palmabent den palmesel solte helfen belaiten; die andern aber, die ime zugeben vom rath und

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die im helfen solten, waren villeucht im padt gewest und


  1. müsterium] hs. münsterium.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_564.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)