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mit der suppen zu salben und zu schmürben. Der nechst, so an ime saß, verwundert sich dessen, fragt ine, was er damit gemainte. Sprücht er: »Secht ir nit mein herren zunftmaister sein messer wetzen? er [960] will mir den bart

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scheeren, darumb will ich vorhin den bart netzen.« Der redt wardt ob disch ein wundergroß gelechter, wie man uf Französisch sagt a gorge deployee. Der zunftmaister von Lewkirch hört geschwind uf wetzen, sahe wol, das er von seinem zugebnen diener betrogen war, darumb er sich über

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alle masen übel schampte; iedoch muest er domals zufriden sein und dorft vor den frembden leuten nit vil wesens treiben. Wie nun dieselbigen sahen an den federn, was der zunftmaister für ein vogel, do ließen sie das gleslin dermasen umbhergeen und sprachen im also zue, das man ine nach

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beschehnem schlaftrunk zu bet fieren muest. Dieselbig nacht ließ er den zorn aller auß. Des morgens dorft er den knecht darumb nit anreden, besorgt sich, er mecht ime ain andern bossen reißen, und so lang hernach der zunftmaister uf dem tag in Ulm blibe, do wardt im guete gesellschaft

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gehalten und ließ ime und seim knecht kain durst. Aber wie sie wider haim kammen, do fürt der zunftmaister ein grose clag vor rath wider den ainspennigen, mit anzaig, welcher gestalt er ine also offenlich vor ehrlichen leuten het zu schanden gebracht. Thoma Frick verantwurt sich mit

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lachendem mundt, so böst er kont, dann er het seine herren eben für guete männer und[1] gab wenig genug umb sie. Unlangs darnach do hetten etlich stett abermals ainandern uf ain benannten tag geen Ulm beschriben, darunder dann die von Lewkirch auch waren; und wiewol bemelte

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von Lewkirch iren zunftmaister abermals begerten uf solchen tag abzusenden, so wolt er sich doch nit mer schicken lasen, sonderlichen mit dem ainspennigen Thoma Fricken; darumb so wardt der burgermaister mit gemainer wahl darzu deputirt. Der erpot sich gegen dem rath, die sachen nach

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notturft zu verrichten und wisst dem ainspennigen, wo es erfordert, wol zu begegnen. Wie er nun uf den weg kam, hielt sich der Frick ganz dienstlich gegen ime und im gesprech fragt er den burgermaister, was er doch vor denen von Ulm von gemainer stat wegen so notlich het zu

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verrichten. Sprücht der burgermaister: »Thoma, Thoma, das


  1. und] hs. umb.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 562. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_562.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)