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missae; die rauft[1454]en ainander nach vortheil. Darauß erfolgte ain zuloff. In dem tumult warden etliche stain in cor geworfen. Das namen die tomheren und die anderen pfaffen an die hand, wollten der unsicherhait nit mer

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gewarten und waren fro, das sie nur ain ursach hetten, sich des münsters und des gotzdienst füro zu enthalten. Also sein bisanhere die ceremonien wider underbliben. Und demnach ain schöne orgel im münster, welche für der gewaltigsten werk ains in deutschen landen mag geachtet werden, so

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ward dozumal dem organisten von gemainer statt befolhen, sich der orgl zu müßigen, allain der ursach, das der organist under dem offertorio etliche franzesische oder welsche lieder geschlagen, welche ain üppigkait inhalten sollten, so doch der mangel leichtlichen hett mögen gebessert werden

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und das der organist sich deren lieder hinfüro abzethun und an dero statt moteten ußer der hailigen geschrift gepraucht hett. Zu dem die statt Straßburg die predicatur im münster auch wider an sich gezogen. Do sagt man von aim guten schwank, der sich kurzlich darnach im münster begeben;

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dann als der zwinglisch[1] predicant zu ainer zeit intonirt, do saß ain abenteurer uf dem galgbronnen, der im münster steet, und gampet mit den füesen, biß ers übersicht und in bronnen fellt, wol abher ins teufels namen. Er schraie heftig im bronnen und begert hilf. Das gab ain grosen

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lerman in der kürchen und das iederman zulüff. ledoch war man so handtlich an der sach, das man den narren wider ußerm bronnen bracht. Er sollt billich sein lebenlang an das gampen gedacht haben. Das ich ain maister des orts gewest, wellt ich den fantasten ins narrenheuslin darzu gsetzt

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haben und iz wol lassen erküelen, das wer sein verdienter lon gewest.

Von etlichen gueten schwenken, die aim burgermaister und dann aim zunftmaister von Leukirch zu Ulm begegnet.
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Es het kaiser Carle gleichbaldt nach dem schmalkaldischen krieg ein grosen reichstag zu Augspurg anno 1548; der wardt von den stenden ganz gehorsamlichen besucht.


  1. zwinglisch] hs. zwinlisch.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_557.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)