Seite:De Zimmerische Chronik 3 544.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


dreng kommen, als da einer mit eim igelskolben die gaß beim Berlach hinab liefe. Solche leuchtfertigkait des gecken hat ain rath alda zu eim solchen misfallen ufgenommen, das man ine der stuben hat entsetzt, und lasst ine ein

5

leuchtfertigen mann sein, alsdann deren gesellen in den großen stetten ein mennig ist. Das wissen die wol, die ain wenig gewandert und zu zeiten die reichstäg besucht haben. Das ich aber wider uf herzog Ulrichs sachen kom, so hab ich entlichen darfür, alles unglück und aller unfall kom

10

ime ursprünglichen daher, das er in seiner jugendt einem ehrlichen grafen, dessen namen [951] ich nit benamsen, aber ain solcher gewest, dem nie übel geredt oder gegunt worden, sein weib, ains ehrlichen geschlechts, beschlaffen und damit wider ain faist lehen von handen gelassen, zu gleich

15

wie der groß Alexander der königin Cleophile ir künigreich von wegen irer leibsdiensten wider zugestellt. Und gleichermaßen, wie er sich des orts an diesem weib übersehen, also ist auch dem herzog Hainrichen dem jüngern von Braunschweig eben mit derselbigen auch beschehen. Der hat

20

sich auch mit ir übergriffen, das ine seither wenig glück angangen, wie ich dann hievon, so mir das gepürn welte, wol gründtlicher und deutlicher anzaigung thuen kündte. Aber der ander han im korb, landtgraf Philips von Hessen, het das ganz Germaniam, wover im nit underkomen, verwürt

25

und zerrittet. Man sagt, als er geporen, hab in sein herr vatter, landtgraf Wilhelm, an die arm genommen und wol besehen; nachgends hab er in beiwesen seiner räth und der umbstender gesagt: »Lieb son, schlechstu mir nach, so wurstu ein wildts mendle; schlechstu aber der muetter nach,

30

so wurstu noch vil wunderbarlicher; waver aber du unser baider aigenschaften an dich nimpst, so wurstu gar kain nutz.« Das hat sich auch hernach an ime wol beschaint; dann was er in seiner jugent für maisterlöskait geübt, da wer vil von zu sagen. Herzog Friderrich von Saxen, der

35

churfürst, ist sein vormünder gewesen. Hat sich uf ein zeit begeben, daß derselbig ain versamlung etlicher fürsten und stende zu Frankfurt am Main gehalten und diesen jungen landtgrafen, seinen pflegson, auch mit sich genommen. Neben andern gescheften haben die chur- und fürsten eines tags im

40

Römmer gespillt. Was nun der jung landtgraf gewonnen, das hat er alles zum fenster hinauß geworfen under das volk, und ist ein solch geleuf vom gemainen pöffel entstan-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_544.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)