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vil kuntschaft gemacht. Wie aber sollichs under den gemainen man kommen, hat ein paur gesagt: »Ach Got, was unfals ist unserm fürsten an diesem hirß begegnet? Were es möglich, das er noch lebte und der teufel das ander

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wilpret alles hin hette! das thuet uns doch wol so grosen schaden an unsern früchten, das wir schier müesen entlaufen und verderben.« Sollich scharpf regiment, bevor aber das wiltpret und ander wilde thier belangen, hat bei ime von jugent uf geweret; derhalben, als er ainest vor seinem

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vertreiben greulich mit den wilpretschützen und andern umbgangen, hat ein predicant zu Überlingen vil von seiner tyrannei geprediget, auch sich volgender wort in ainer predig nit enthalten kinden, als er vil von seiner regierung gesagt und mit diesen worten beschlossen: »Derhalben so solte

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ein ieder vor dem tyrannen Würtemberg sich hüeten und menigclich darzu thuen, das man aines sollichen schalks abkem.« Der herzog hat solchs erfaren und denen von Überlingen darrumb geschriben und begert, den predicanten zu straffen, aber es ist also ersitzen bliben.

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* [1456] Was den landtsäßen vom adel und ander, die seiner stett und relligion nit gewest, begegnet, das beschaind sich insonderhait mit Wilhalm Reußen, so zu Vilseck im Vilstal[1] gewonnt. Dem beschahen der relligion und des waidwerks halb sovil instantiae vom herzogen, das er sich dessen

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an gebürlichen orten vil erclagt, gleichwol im wenig hilf beschach. Darumb pflag er mermals zu sagen, in craft Pauli und des forsts so neme im der herzog das sein. Also gieng es auch den graffen von Eberstain. Sie standen ains wildtpans halben in ainer anforderung gegen dem herzogen, aber

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der herzog ließ sich nichts anfechten, behielt im selbs den wilpand, sprechend, er wellt den wilpannd von weniger zanks wegen nit von handen lassen, als ers[2] auch domals thet. Was konnten die grafen darzu thun? Sie muestens lassen beschehen, künden dem herzogen mit gewalt nit zu, wie es

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dann alzeit gehet, das der gewalt fürs recht fürdringt. Obgenannter Wilhalm Reiß war der letst seins stammens und nammens, ain Rodiser herr, als er auch in derselbigen eroberung sich mannlich und vorder wol gehalten. Aber er verließ den orden ußer rad seiner fründt und nam herr Diet-


  1. Vilstal] hs. Vißtal; über die Reuß und diesen Wilhelm Reuß zu Filseck s. Beschreibung des Oberamts Göppingen s. 297.
  2. ers] hs. es.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_540.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)