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kaum einer sein aigens wort gehören mögt. Es hat hernach herr Hanns freiherr von Haidegk, so domals uf Hausen wonete, mermals gesagt, da er von solcher tagsatzung gewisst und das die herren so frölich gewest, er welt auch

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kommen sein und inen haben gesellschaft gelaist. Aber die gröst ursach sollichs galisierens war der alt Hanns Ul. Dem warden neben andern diese schalkhait zugericht. Er, Ul, het den geprauch, das er ain besondern wetschger ließ nachfieren; darin het er weise vatzanetle, schlafhauben,

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scherdüecher und anders, in wolschmeckenden düechern eingemacht. Das erfueren die jungen herrn, und als sie vernammen, das sie gegen irem herrn vattern und vetern desshalben nit unrecht thetten, liesen sie dem Ulen haimlich etliche ratzen und todte meus, auch speckschwarten und

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lichtstummel zu selbigen fatzanetlin und schlafhauben legen und den wetschger wider beschließen. Als nun die herren bei ainandern, manglt einem ein weiß fatzanet (war aber alles ein angeschiffte sach); also wolt der Ul ains darleihen, fordert seinen wetschger. Der ward ime gepracht. In dem

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so findt er die obgeschriben haab. Wer war zorniger, dann er? Es lachet iederman. Das verdroß ine noch mehr, und kundts doch niemands zeihen. Derhalben würft er in ainem wunder alles, so im wetschger war, eins nach dem andern, zum fenster hinauß an die gasen. Zu letst, als der wetschger

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leer, würft er den auch hinauß. Grave Johann Wernher het ein diener bestelt, der standt uf der gasen und las im die leinwat und anders widerumb uf, das nichs verwüst warde. Der Hanns Ul markt wol, das ime grave Hanns Wernher diz nasenspill zugericht, darumb, damit er im auch

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widergelte, do bracht er ain anders uf die ban. Es waren noch etliche alte schulden, die der alt herr nit bezallen wolt, vorhanden, hetten die jungen herren vor jaren hin und wider gemacht. Die kamen durch den Ulen herfür, richt an, das an alten herren derhalben ain pitt beschach, und redt er

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auch darzu. In somma, es kam dahin, das der alt herr die schulden bewilliget zu bezallen und allen uncosten, zu Hasslach ufgeloffen, bezallen must, und war vil zorniger, dann der Ul, als ich auch mehrmals gesehen, das die alten herrn sich understanden, ine, Ulen, ufzubringen und zu entrüsten,

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er aber konte inen dermasen begegnen, das sie mehrmals vil entrüster waren, dann er.

Unlangs darnach gieng der schmalkaldisch krieg an.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_505.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)