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dert gulden hauptguets verhaißen im testament zu vermachen und war auch des willens, im das zu laisten. Aber wie dann gemainlich beschicht, das die alten den todt, der inen so gar nahe, nit merken oder erkennen megen, das beschach

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aldo auch. Der probst war über seine sibenzig jar alt, gleichwol eins gerüewigen und gesunden alters, darumb verhoffte er imerdar, noch lenger zu leben, stalt derhalben sein testament und legata alles uf ain ort. In des er also seinen letsten willen von tags zu tag anhankt und ufschub, begab

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sich einer nacht unversehenlich, als er aubends gesundt und frölich zu bet gangen, das er in derselbigen nacht ufgestanden und gefallen, in welchem fahl in der gewalt Gottes oder apoplexia getroffen, das der guet man also in ainer unmacht vorm bet lag biß gegen tag, dann er von vil zeiten anher

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gewon was gewesen, allain in der cammer zu schlaffen. Morgens kam sein knecht Galle, klopft an der thür, wie er vorhin gewon was. Im wolt aber niemands antwort geben. Das stand also an biß wol in tag. Do fieng dem Gallin an zu grausen und brach die cammerthür uf. So findt er

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sein alten herren ganz übel erfroren und schwach vorm bet ligen. Also war er nit so witzig, wie er seinen aignen sachen thuen sollte, dann er hette stillschweigend ein guldin tausendt oder mehr künden zwacken, das wer ime besteckt; mogt ime hinnach nit so guet werden. Darumb, wie er den alten

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probst also ligen sicht, erschrickt er, facht an überlaut zu schreien. Damit lief das gesündt aller zu. Sie namen den probst, so vor dem bet lag aller erkaltet, [921] legten den wider hinauf. Er kunt aber nit reden, gleichwol er noch lebte. Solche ding kamen zu oren seinen freunden und

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verwandten, deren er vil zu Straßburg. Die saumpten sich nit lang, den nechsten der probstei und der cammer zu, da sie gedachten, das silbergeschier, gelt, brief und anders zu finden. Ich eracht, das sie lengest darfor sich uf ein sollichen unversehnlichen casum haben gedacht. Sie brachen truchen

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und cästen uf, ires gefallens, namen, was inen gefellig, zu iren handen. Der guet bropst lag darbei uf dem bet; der lept gleichwol noch, aber er kont nit reden, war auch nit zuversichtlich, das er lenger würd leben künden. Dessen nammen sich die freundt nichs an, hetten genug mit

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dem kistenfegen zu schaffen, nach der leer Horatii, des poeten, sagt:


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_499.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)