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ir kurzweil und wollust in sollichen kindischen und dorechten leuten suchen, darin doch pei keinem rechten, verstendigen mentschen einiger wollust sein kan, vil weniger in endtlichen sachen, zu erhaltung landt und leuten, zu gebrauchen oder

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dienstlich sein kinden. Es hat gleichwol der alt bischof Wilhelm von Straßburg, der doch bei seinen zeiten für ainen sondern fürnemen und weisen bischof ist geachtet worden, auch ein sollichen kindtlichen mentschen bei sich zu hof gehapt. Der ist deglichs neben ime bei der tafel gesessen

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und sich zu zeiten also entrichten lasen, das er mermals dem bischof selbs ins har gefallen und den vor frembden und haimischen wol erraufet hat. Ich hab selbs von graf Conradten von Tübingen gehört, der dann von bemeltem bischof von jugendt uf erzogen worden, das er zu oftermal

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vor der tafel gestanden, dem narren haimlich gewunken oder sonst ain zaichen geben, dardurch der narr zu zorn bewegt worden, das er dem bischof zum haar griffen und wol erzauset hab. Und wiewol sich der bischof mehrmals understanden, zu erkundigen, wer ime doch solchs zurichte, hab

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iedoch der narr das nit anzaigen oder vermelden künden, und hiemit hat sich der bischof bei vilen veracht gemacht und ist im von den verstendigen zu grosem unlob zugemessen worden. Zu gleicher weis [het][1] der churfürst von Cöln, war ein graf von Oberstain, einest auch ein sollichen gecken

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zu hof, hieß der Daubenhen, der war ime lieber, dann schier alle seine rät; war stettigs umb ine, es wer uf reichs- oder andern tägen. So dann die fürsten zusammen kommen, uf der gassen oder sonst, und das der narr in gepreng hörte, das einer zum andern sprach: » Ewer Lieb setz uf!« wie

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dann die fürsten im geprauch, so thette er auch also, sprang von einem fürsten zum andern, zerwarf die arm, sprechende: »Ewer Lieb, setzend upp! setzendt upp! lieben herren! mein her zech henn!« Der merertail zuseher lachten darzu, aber die verstendigen lachten vil mehr des churfürsten, das

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er ab einer solchen dorheit sovil gefallens hett. Bemelter narr war bei den grafen von Königstain vil jar gewesen und von jugendt bei inen erzogen worden. Die hetten ine den churfürsten von Cöln zu eim grosen present zugestellt. Man sagt von ime, als der jünger graf Eberhart

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von Künigstain geporen, hab dieser Daubenhenn ein solliche


  1. het] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_497.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)