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in ainem eisenen getter im haus und spottet des schneiders. Gleichwol der pfaff die ain krucken hieauß gelasen; die name der schneider zu seinen handen, damit muester mit seinen armen leuten abziehen, oder noch mehr von menigclichem

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vexiert und verspottet werden. Wolt er nun sein rock und schuch wider vom pfaffen haben, do muest er den ammaister überlaufen und umb hilf wider den pfaffen anrüefen. Also, do der ammaister aller sachen, wie es zugangen und durch wen es angericht, bericht, do hat er baider geuch wol lachen

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megen, iedoch verschafft, das der Unkenbrenner dem schneider den rock und den ainen schuch gegen empfahung seiner krucken wider herauß geben muest. Und mit diesem gengle haben der pfaff und der schneider ainandern lernen recht erkennen und so guete kuntschaft gemacht, das sie baide

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hinfüro einandern zufriden gelassen. Wie sie baide desshalben gespait worden, das gib ich eim ieden zu bedenken; das haben sie zu aim vorteil und dann zum bösten gehapt. Sie haben der abenteur genug gehapt und sich weiters nit in unfriden oder ungueten gegen einandern wellen einlasen.

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Und haben im auch recht gethon, dann sie nichs weiters, dann vil gespais und gelechters damit heten erlangt. Als oben von Erstain gemeldt, hetten domals die tomherren von Straßburg ein schaffner daselbsten, hieß Balthasar .... Das war ein wunderkarger, untrewer man, der

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niemands von herzen weder esen oder drinken sehen mocht, nit allain sein gesündt, die in seiner cost waren, sonder auch seine aigne herren vom tomcapitel het er der ursach halb ungern im haus; so kont er inen den schlam nit verpieten, sie waren darumb do. Nun war es regenwetter und ganz

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naß, insonderhait wie die herren über das morgenmal ob disch saßen, regnet es, als ob man mit kübeln[1] und gelten herab schütt. Sprücht grave Bernhart von Eberstain: »Schaffner, wie sicht das wetter dussen? da es sich wider ufthette, welten wir noch hinnacht geen Straßburg.« Wer war frower,

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dann der karg filz? Er thett das fenster uf, sprücht: »Ach gnediger herr, wie thuet sich das wetter aber so sittlichen und so schön wider uf!« Es megten sein die tomherren alle wol lachen und bliben dem schaffner denselbigen und den andern halben tag zu laidt noch alda, dann also gefiel

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es auch irem schaffner, Petter Heldung. Derselbig, da [915]


  1. kübeln] hs. kilbeln.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_489.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)