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exercitien[1] und iebungen, nach der domherrn brauch, sollte abrichten. Die condition name graf Gotfrid Christof an. Wol zu achten, graf Ott seie darnach sein gefolgiger lerjunger worden. Aber er hat bei zeiten darvon gelassen,

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und das gibt die rechtgeschaffnen leut, die sich also erhollen, allerlai versucht haben und gerathen. Uf ain zeit haben die jungen grafen von Eberstain und andere junge herren erfaren, das iren schwager, graf Gotfridt Christof, ein vorder gueten rappas in seiner behausung

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gehapt und darbei gewisst, wie karg und sperig er darüber seie. Also haben sie ein edelman, ein Saxen, ufgewiglet; den haben sie mit inen genommen und im eingebunden, das er waidlich trinken welle. Wie sie nun zu im ins haus kommen, hat der graf ain groß glass mit des gueten rappas

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ufdragen lassen. Dieweil aber die andern herren kain sondern lust zu drinken gehapt, auch nit da[909]rumb kommen sein, sonder allain, iren schwager zu turbiern, wie dann der welt prauch ist under den jungen, do haben sie das glass mit rappas dem Saxenkerle dargebotten. Der hats in ainem hui

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ußgetrunken, als ob mans zum fenster het hinaußgeschütt. Grave Gotfridt Christof het ein groß betauren, das ein solcher cöstlicher wein dem Saxen sollt zu thail werden, derhalben, damit sich die herren nit zu clagen, ließ er des gueten weins noch ain solchs glass vol holen. So baldt

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aber daselbig dem Saxen zu handen kam, do soffe ers in einem schluck wider herauß. Das beschach zum dritten oder vierten mal; dess wolten sich die herren zu krank lachen. Wie aber graf Gotfridt markt, das im das zu einer bosshait beschach, do ließ er sich weiters nit anfechten,

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sonder befalch, das man das rappasfaß userm ker hinauf tragen und uf den disch legen muest, damit sie alle nach irem gueten gefallen drinken künten[2]. Damit schiden sie allerdings wol zu friden und gedrenkt von im ab. Dergleichen ist im hernach von grave Jacoben von Bitsch auch

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begegnet. Derselbig kam eins mals in die mess geen Straßburg; do las er edelleut, burger und allerlai volks uf, sovil er deren kunt zu wegen bringen, ob die hundert personnen; mit denen kam er grave Gotfridt Christoffen ins haus, ein drunk zu holen. Den allen het er befolhen und sie ganz

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hoch gebetten, waidlich zu drinken. Aber graf Gotfridt ließ


  1. exercitien] hs. exeicitien.
  2. künten] hs. kunt
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_481.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)