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ir lang hievor bekant gewesen. Derhalben so name sie ir basen, die pfalzgrefin, dann sie ir [mutter][1] leiblichen schwester war, zu sich, und so lang der pfalzgraf krank lang, do behielt sie die nachts in ir cammer; sie ließ die auch dags

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wenig von ir. Domit warden des königs pratiken und fürnemmen allerdings gehündert und muest der könig seins undanks absteen. Das hab ich also melden wellen, damit menigclich sehen mege, das dergleichen hendel und sachen nit allain bei den nidersten stenden, sonder auch gleichfals bei

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den höchsten potentaten im schwank sein. Wer nun zu verheiraten hab, der sehe wol für sich, hab seiner vertraweten und getrewen freundt rath und heirate nit ferr von seiner heimat, wover es anders [904] die gelegenhait hat, vermeg unserer vorfaren sprüchwort, nahe heirat und ferre

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herrendienst seien die bösten. Weislich ist es aber gehandlet, welcher, da im gleich was überbain zukompt und das nit mer endern kan, sein schmerzen verdrucken kan; dann was wil er weiter mit ußrichten, dann sein aigen schandt und dorheit, so verborgen megte bleiben, noch weiter und mehr

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an tag bringen? Mir denkt, das einest in meiner jugendt ein mair im Elsäs war, von Erstain, der kam für ein domcapitel zu Straßburg, alsdann dieselbigen domherren ein schöne landtschaft haben und die loblich regiern. Der clagt, wie seiner hausfrawen was widerfaren, solt namlich ain

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nachtschaden sein; war von seiner nachpurn einem, [einem] jungen kerle, beschehen, der het sich bei der frawen zu vil haimlich gemacht; und trang der paur nur uf die schaidung, wolt das weib kurzumb nit wider annemen, sonder beschloß mit diesen worten, es bescheh im unbillich von der frawen, und

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da er schon ain Schwab wer, solt man also mit ime nit umbgeen. Nun war dozumal schenk Albrecht von Limpurg im capitel, ein redlicher herr und der ganz abenteuriger sprüchwort. Der nam des paurn schlußred zu mühe uf, berets, ob dann die Schwaben nit auch leut weren? Darneben

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aber standt er sich, den pauren wider zu begüetigen, damit er das weib wider zu sich neme. Der wolts aber kains wegs nit hören gedenken, sonder beharret uf seinem streit. Damit bewegt er den herren noch mehr zu ungedult, das er sprach: »Was treibst doch, du ellender paur? Woltestu so

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semperfrei und solcher sachen überhept sein, das doch


  1. mutter] so ist zu ergänzen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 473. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_473.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)