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und gestalt dem könig Sigmunden, seim herrn, nit ungleich. Der ist uf ein zeit heimlich zu ir kommen und sich bei ir uf dem weg als der recht könig von Poln angezaigt; hat sich bei ir so haimlich gemacht, auch sein unredlich stuck

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an seim herren, dem könnig, begangen, so artlich und listigclich gefüert, das er die königin beret, sie mermals uf dem weg nach allem seim willen und ge[902]fallen beschlaffen. Letstlich, als er vermaint, es seie der abenteur genug, ist er mit irem rath und gueten willen von ir abgeschaiden, uf

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mainung, er welle vorhin ins königreich, allerlai vor ir ankunft zu verrichten. Aber er ist weit ein andern weg geritten und soll noch wider kommen. Zu rewen ist es, das er seiner bösen und unredlichen that halben ungestrafft hat sollen darvon kommen. Wie nun[1] die königin unlangs

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hernach im königreich Poln ankommen und den könig[2], iren herren und gemahl, dem sie versprochen, ansichtig worden, hat sie gleich erkennt, das sie betrogen. Sie sein baide, der könig und die königin, in einem grosen sal zusamen kommen und ain guete weil mit ainandern in beisein deren

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grosen landsherren und bischof in Poln, auch deren Italiäner, so sie belaitet haben, gespracht. Wie aber dem könig das eisen ganz haiß worden und die königin vor ime in irem geschmuck und nach dem welschen gebrauch mit einem gemalten angesicht gesessen, hat der polnisch ernholdt user

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bevelch seines herrens, des königs, in lateinischer sprach überlaut[3] ußgerüeft: »Discedite omnes! rex noster vult procreare«. Darauf ist menigclich abgeschaiden. Wie nun der künig allain bei der königin und den actum solemnem celebrieren wellen, hat sie angefangen zu wainen und dem könig

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alle handlung, was ir in seinem nammen uf dem weg begegnet, entdeckt. Der ist hierüber, wie gleuplichen, höchlichen erzürnt und bewegt worden. Was solt er aber thon? Es war geschehen und muest den spot zum schaden haben. Derhalben hernach die Polecken ein gespai hierauß machten

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und sprachen:

»Regina Bona
Tria nobis attulit dona;
Faciem pictam,

Pecuniam fictam,
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Vulvam haud valde strictam.«

  1. nun] hs. man.
  2. könig] hs. königin.
  3. überlaut] hs. überlandt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_470.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)