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legte darnach widerumb am leib zu und ward widerumb gesundt. Baldt darnach wardt es entwenet. Und soll im ein ieder hausvatter angelegen sein lasen, wie sich die saugamma halten, dann sonst die armen kündt solcher excess

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höchlichen entgelten müeßen. Im zwaiten jar darnach, anno 1547, stund diesem frölin Annele noch ein sorglicher casus zu. Es ward zu Wildenstain domals und spilt mit einem corallenpaternoster, das im ganz lieb war, wie dann die kinder zu thuen pflegen. Nit mag ich wissen, wie das

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kindt den handel übersach, es bracht das patternoster in mundt und in solchem zurlen und machen kompt im das patternoster in hals und schlucks hinab. Wem war engster, dann seiner fraw mueter und allen kindtsmegten? dann das frölin warde hievon ganz schwach und stunde ganz

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sorgclich darum. Aber es verlihe doch der allmechtig letstlich sein gnad ganz scheinbarlich, das solch patternoster ohne allen nachtail per secessum wider darvon gieng, und gab ursach, hinfüro mer achtung uf das jung frölin zu haben. Es ist in der jugendt gar schön gewest, derhalben

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grave Carl von Zollern mehrmals zu denen zeiten, als er noch geen Mösskirch wandlet, gesagt, so es erwachsen, werde es seiner schönen halb wol verheirat werden. Und das ich die verba formalia melde, sprach er: »Es wurdt seiner schöne halb noch ein narren machen.« Ich glaub,

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es sei ein vaticinium von ime gewest, dann sie hat im sein elteste und liebste dochter an einem wolgelegnen heirat verhündert, wie das hernach gesagt wurt.

Was seltzamer handel ainer hebamma von der Scheer begegnet und von andern sachen, wie manchem gueten
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gesellen auch ein überbain in seinem heiraten überbunden.

In wenig jaren hernach do ist der obgenannten hebammen von der Scheer ein wunderbarliche geschicht begegnet, die der gedechtnus wol würdig und zu behalten ist. Anno 15 . . ist ein raisiger knecht, so unerkant,

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winterszeiten an das [899] thor zu der Scheer kommen, zu angender nacht, und angeschrieen. Wie im nur der wächter geantwurt, hat er eilends der hebammen begert; die ist unverzogenlich kommen. Er hat sie hünder sich ufs ross gesetzt und eilends mit ir darvon geritten. Also hat er sie


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_465.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)