Seite:De Zimmerische Chronik 3 464.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


stachio Kaufman, sein haus zu Überlingen oberhalb den Barfüeßern im dorf, also genannt, umb 1500 gulden abkauft, hat ein schönen weingarten am haus, in der statt gelegen, gibt järlichs etliche fueder weins. Gleichwol mueß er

5

järlichs der stat zwainzig gulden satzgelt darvon geben. Wie baldt ers kauft, kam er an und wolt die reben userm garten lasen hawen und ein paumgarten darauß machen, aber es wardt im doch diese ungereimpte fantasei so gar vil widerratten, das er es unterließ. Er hett ain dorkel im haus und

10

die gerechtigkait darzu erkauft; denselbigen dorkel ließ er verkaufen. Also mueß man iezo in sorgen steen, da die grafen ein andern dorkel alda ufrichten wellten, wie sie dann die gerechtigkait erkauft mit dem haus, das die statt solchs villeucht nit zulassen würden. Also kan ein streitig, einfürer

15

man eim geschlecht und seinen nachkommen vil verliderlichen und verhailosgen. Wie das obgemelt frölin Anna von Zimbern geborren, do hett sein fraw muetter, die grefin, ein hebamma bei sich, war von der Scheer, genannt . , ., war ain erliche,

20

frome, gotzförchtige fraw und sonder wol bericht in kindtsnötten. Deren war von herr Wilhelmen truchseßen von Walpurg dem eltern insonderhait geen Mösskirch vergont und verordnet worden. Die hielt sich, in masen sie das hernach gegen vilen vernachpurten genossen hat. Das [898]

25

jung frölin ist in aller zucht uferzogen worden. Als es nit gar das halb jar alt gewesen, warden graf Froben Christof und auch sein gemahl, die grefin von Eberstain, von graf Josen Niclasen von Zollern geen Burledingen uf ein jagen geladen, das sie gar nahe bei vierzehen oder mer tagen

30

ußbliben. Mitler weil het des frölins saugamma zue Mösskirch ein solchs ramlen und prunsten mit dem koch und andern, dardurch ir die milch verderpt und das guet kindt todemlich anfieng krank zu werden. Und es were auch gewisslich beschehen, das es gestorben, waver der alt herr,

35

grave Gottfridt Wernher[1], die sach der saugamma nit abgemerkt. Darumb erpott er eilends geen Burledingen, was handtierungen uf der pan. Er ließ auch darneben der saugamma etwas genawer uf die garn sehen, damit sie in irer bueberei etlich zeit ufgehalten ward. Also »cessante causa,« 

40

wie man sprücht, »cessabat et effectus[2]«, dann das frewlin


  1. Wernher] hs. Wernhern.
  2. effectus] s. u. a. Binder, Novus Thesaurus Adagiorum s. 52.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_464.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)