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worden. Gevettrig sein gewesen abt Gebhart von Pettershausen, war ain Dornsperger, und dann graf Jos Niclasen gemahl. Dieweil [897] aber dieselbig dozumal zu Hechingen und so baldt nit erscheinen mogt, do wardt das jung frölin

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in irem nammen von Heinrich Weiglins weib, war ein Hippin von Rotenburg, user dem tauf gehoben. Abt Gebhart war in der Lutterei vor etlichen jaren zu Pettershausen vertriben worden und heten im die von Costanz das closter Pettershausen ingenommen, darein sie ein schaffner gesetzt.

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Darumb zoch er in pfarrhoff zu Sauldorf, da enthielt er sich etlich jar biß nach dem schmalkaldischen krieg; do zogen die domherren, der abt und alle cleresei wider dohin. Der abt het domals ein jungen mentschen bei sich, hieß Jos und war sein vetter oder verwandter, auch des alten

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Euschstachii Kaufmans von Überlingen sone. Der war nit recht bei sinnen; man nampt in nur junker Jos. Der trib vil seltzamer hendel, damit er seim vettern, dem apt, die weil kürzete. Gleich nach dem schmalkaldischen krieg name bischof Hanns von Costanz den narren zu sich. Der kam

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uf ain zeit zue Merspurg zu den jungen schreibern in die canzlei; die triben ir affenwerk mit dem gauch. Under anderm, wie der Jos uf die gassen sahe, do thetten sie das fenster zu, fasten in beim hals, das er weder hünder sich oder für sich kunt. Hiezwischen stupften die schreiber den

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narren; der konte sich anders nit weren, dann das er mit den füesen hünder sich tratt. Als er sich nun anderer gestalt nit erledigen, do schrie er uf die gasen hinauß: »Feurigo! feurigo! es brint, es brint, lieben leut, helfen! helfen!« Dess erschracken die jungen schreiber übel,

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gedachten wol, es würde ein lerman geben und beim bischof sich nit wol vertedingen lasen. Darumb liesen sie den narren ledig und waren ine übel handlen, das er mit seinem geschrei ein sollich geleuf het zugerüst. Indess trangen vil leut herzu, die das schreien gehört, und vermainten, es bren.

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Derhalben ward dem gueten Josen angst bei der sach, sahe wider zum fenster hinauß und redt die leut an an der gassen, sprechend: »Ach, lieben freundt, ziecht wider heim! es gilt nit, ich bin ain narr, ich ain narr.« Do fieng menigclich an zu lachen und gieng ieder wider heim. Als

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das hernach dem bischof Hannsen fürgebracht worden, hat es im über die masen wol gefallen. Bei wenig jaren darvor hat grave Gottfridt Wernher dieses Josen vatter, dem Eu-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_463.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)