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von seinem zorn und ließe rueben pieren sein. Von andern dieses doctors lecherlichen sachen wurt hernach in einem andern capitel nach der lengs gemeldet werden.

Aber die hochzeit zu Eberstain weret vom sontag

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Misericordia zu nacht biß an donderstag. Selbigs tags schid menigclich von den frembden ab. Wie nun der tomdechant und sein brueder selbigs tags nach dem morgenimbis nach Straßburg widerumb verritten, do kam graf Bernhart von Eberstain uf den abent auch geen Eberstain. Der war

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domals noch domherr zu Straßburg und von wegen des domdechants uf der hochzeit nit erschinen; geschach alles einer magdt halber, genannt die Dorothea Grüningere von Straßburg, war erstlichs vil jar bei grave Jacoben dem Reingrafen gewesen, den hat sie in grose schulden und in alles leiden

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gebracht, darvon wunder wer zu schreiben, dann er hat etliche prebenden und prelaturen iren halben mießen faren lasen und resigniren, damit er den schuldenlast ringere. Es haben etlich seiner gueten freund und wolmainer ine uf ein zeit vermegt, quod prestitit fortem virum, und hat sie doch

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von ime gethon. Aber es het nit ain langen bestand, dann sie über die masen schön in ir jugendt gewesen; so sein die blanditiae diesem volk gemain. Als man sichs am wenigisten versahe, do kam sie in ainem alten growen paurenröckle verklaidet widerumb zum Reingrafen, fiel im weinendt

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zu füeßen und erlangt damit ir vorige session; dann, wie der Parmeno sprach, »tunc una falsa lacrimula[1], quod vix vi expresserat, oculos misere terendo recuperat[2].« Sie hat etliche kinder bei ime gehapt, und als er sie ad sacietatem[3] usque lang genug umbher geschlept und sie die eselesschülin

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gar zertretten, do ist sie nachgends zu graf Bernharten von Eberstain kommen. Der hat sie auch etliche jar bei sich gehapt. Was sein haushaltung domals gewesen, auch wie er die jungen neben und mit den alten erzogen, das laß ich iezmals bleiben. Aber wie die Grüningere uf ir zimlichs

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und gestandens alter kommen, do ließ er sie mertails nur in irer behausung bleiben. Also wie sie ires diensts, wie sie fürgeben, vom graven von Eberstain erlasen, do hat sie der domdechant angenommen, et sibi multum videbatur sapere. Darab hat graf Bernhart ain unaufhörlichen unwillen


  1. lacrimula] hs. lathrimula.
  2. recuperat] hs. restuperat; s. Terentii Eunuchus I, 1, 22—23.
  3. sacietatem] hs. facietatem.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_452.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)