Seite:De Zimmerische Chronik 3 450.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


vorm tumcapitel zu Straßburg. Also ward der gut Reingraf dahin beredt, das er allen unwillen fallen ließ, und sprach, seitmals kain Reingraff sich nühe het an aim sollichen verruften man besudlet, so wellt er auch nit der erst

5

sein, der das thett, und damit ward der handel wider gericht. * Und das ich widerumb uf die villenbachischen sachen kom, so hat obgenannter maister Petter Villenbach neben andern sönen den doctor Petter gehapt, den der domdechant

10

[888] von Straßburg, als obgemeldet, auch mit geen Eberstain uf die hochzeit genommen. Der hett in seiner jugent vil jar in Frankreich, Italia und in deutschen landen studiert, aber wenig in sprachen oder sonst promovirt, derhalben er von den bekannten edelleuten und andern genennt warde

15

»der gelidert doctor, mit der eselhaut überzogen.« Darneben ließ er sich wunderbarlichen uf das thier mit den langen oren setzen, das menigclichen seiner lachen muest. Darumb, wa ein bancquet oder ain frölichs wesen, so wolt die messanei diesen doctor bei sich haben. Er konte

20

manichmal bloßig biß zum halben imbis bliben, so entlief er dann. Weit und preit ist er des fatzwerks halb bekannt und angenem gewesen. Uf der hochzeit zu Eberstain war er nit der wenigist under denen denzern, als der verhofft, ein sonders lob hiemit zu erlangen. Nun het er die gewonhait an

25

ime, das er gemainlich sich befliße, was abenteurigs von klaider, geschuch oder anderm bei sich zu haben und an frembden orten zu tragen. Also bracht er auch mit sich uf die hochzeit französische schuch, wie dozumal in Frankreich der sitt; die waren dem fueß nach geformbt, aber

30

davornen spitzten sie sich, allerforderst aber hetten sie zwai lange spitzle. Dieweil aber dieselbigen schuch sonst wol ußgeschnitten, sollten die[1] an fueß mit seiden schnüren, wie der zeit gebreuchlich, gebunden sein worden. Es het aber der doctor den geprauch, so er danzet, wolt er sich vor

35

andern erzaigen, band die schuch mit keinen schnüren, darauß dann volgt, das er im danz umbspringendt die schuch weit von sich hinauß schlenket; so dann der danz ein ort, so sucht er die schuch allenthalben im sal. Zu zeiten muesten paige und ander leut mit bemüehet sein

40

und ime die schuch under den benken widerumb herfür


  1. sollten die] hs. die sollten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_450.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)