Seite:De Zimmerische Chronik 3 439.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


persönlich nit dahin kommen, anderer ursachen halb, die ich iez zu melden umbgeen will. Aber sein gemahl, des alten graf Gotfridt Wernhers dochter, die kam dahin. Der hochzeiter ward ganz frugaliter und parce uf die hochzeit

5

abgefertiget. Die alten baid herren, seine vettern, hetten im 24 gulden zugestellt, das war sein barschaft; so het er 50 gulden darzu heimlich entlehnet. Mit klaider wardt er nit uf den schein oder den glanz, auch mit keinem überfluß ußgerüst, das er pillich mecht gesagt haben, wie graf

10

Carl von Zollern, als derselbig des herzogen von Mantua kostlichen furman oder wagenman gesehen, das derselbig wagenman costlicher mit aller rüstung ußgestrichen, dann er uf seiner hochzeit, dessen dann der herzog von Mantua und ander fürsten, als herzog Moritz von Sachsen, churfürst,

15

und der cardinal von Augspurg wol lachen megen. In somma, es war umb den jungen herren dozumal kein überflus, er muest sich behelfen, auch vil gespöts und reden für oren geen lasen, das sich doch seithere alles erfunden widerglichen und reuchlichen ist bezalt worden. Ich kan

20

des orts nit underlassen, was sich uf dem weg, als diser jung herr uf die hochzeit geen Eberstain geritten, begeben hat. Es raiset mit sein bas, die grefin von Zollern, grave Josen Niclasen gemahl, sampt irem frawenzimmer und etlichen vom adel, die uf sie zu warten beschaiden waren.

25

Underwegen und ehe man nachts geen Altenstaig kam, do ward sie gar krank. Es war menigclich engstig und zu besorgen, das man sie wider hünder sich füeren oder doch sonst ein verhünderung aller hochzeit pringen möchte, aber man konte sie mit aller marter geen Altenstaig bringen.

30

Do kammen die baiden alten herren, graf Johann Wernher und graf Wilhelm Wernher, gebrüeder, zu der componia[1]. Dieselbig nacht war graf Johann Wernher so frölich und seltzamer sprüch, das sich die grevin von Zollern wider gesundt lacht und aller krankhait vergaß. Des andern tags

35

war menigclich von den hochzeitleuten morgens bei zeiten uf und nach der gesatleten suppen rit iederman darvon nach Eberstain. Aber in dem tumult oder gueten, frölichen leben do vergasen etlich under den dienern im rechnen, das sie mit dem würt nit abrechneten oder bezallten, alles

40

ohn wissen ires herren, gedenk, es sei mit fleis ohngeferdt


  1. componia] hs. coponia.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_439.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)