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zum Hag kommen. Der hat diese jungfraw ohnegeferdt über irer truchen ergriffen und das pfeiflin ersehen; hat er sie gefragt, woher ir solchs kom, dann er das in seines vatters haus an s. Andresabendts nachts nechst ab ainem

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hirßgehirn [878] verlorn. Unlangs darnach haben die fründt beiderseits sovil gehandelt, das ain heirat darauß worden. Sie hat ine haben müesen. Es sein auch solch sachen vor jaren von hochverstendigen leuten geiebt worden. Man sagt, herr Jörg truchseß von Walpurg hab auch in seiner

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jugendt den reimen gepraucht uf s. Endres abendt; do seien ime in der nacht zwo frawen erschinen, under denen die ein ganz freuntlich gegen ime gangen, die ander aber hab das angesicht vor ime verborgen und sich nit sehen wellen lasen. Das hat sich hernach warhaftigclichen erfunden;

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dann nach absterben seines ersten gemahels, war graf Hannsen von Sonnenbergs dochter[1], do nam er graf Joachim von Öttingen dochter[2]. Wie sich dieselbig gegen im erwisen, darvon wer ein besonderer tractat zu schreiben. Man sagt, sie hab mer dann ein kind bei ime gehapt, das sie

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kein wort mit ime nie reden wellen. Er ist uf ein zeit etlich monat von haus gewest; wie er nun unversehenlich, aber spatt, zu haus kommen und verhofft, er solle wilkom bei ir sein, so hat sie ine aber vor der cammer wissentlich beschlossen, auch, er welt dann ain gewalt haben angelegt,

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nit einlassen wellen, das es zu erbarmen ist, das man einer sollichen einfieren bestia ein so grosen stritt und stolz hat nachgelasen. Ungebrante eschen und faiste brügelsüplin hetten des orts die haut glimpfig machen künden, seitmals er doch ein so verstendiger, großmüetiger und holtseliger

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herr gewest. Nach seinem absterben ist sie bei iren sönen nit bliben, sonder ires gefallens hin und wider gezogen. Als sie iren sönen nit mehr laids und widertrieß wissen zu thuen, do hat sie bei wenig jaren vor irem absterben ein schreiber genommen, genannt Jeremias Raiser, derhalben

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auch in etwas unsicherhait gestanden. Anno domini 15 . . ist sie im Schweizer badt in beiwesen ires hauswürts, wie man sagt, als sie etliche tag ganz trawrig und geschweift gewest, gleich baldt mit todt vergangen. Der Jeremias ist hernach zu Haldenwang, im würtshaus, sampt seinem knecht


  1. dochter] sie hieß Apollonia, s. unten s. 436, 28.
  2. dochter] mit namen Maria.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_435.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)