Seite:De Zimmerische Chronik 3 424.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


were auch im schiff von etlichen ein sollichs gelechter gewest, so hetten die weiber geschrawen, welches dermasen ein turbam causirt, das der nachen oder das schiff gar nahe darob were zu grundt und undergangen. Mit was gratia

5

und höflickait dieser graf die historiam herfür bracht, darvon ist nit gnug zu sagen. Es wolt sich menigclichen zu krank lachen, gleichwol ich hernach solche geschicht von Hanns Conraden von Weitingen, das die warhaftigclichen seie beschehen, auch gehört hab.

10

* [1461] Nach dem nachtmal, wie die herren mit guter gratia und ganz freilich widerum vom bischof abschieden, do sagt inen grave Friderich von Fürstenberg underwegen ain guten schwank, der kurzlich darvor dem bischof wer begegnet, und namlich so ist vor jaren ain berüempter

15

mathematicus zu München gewest, hat Matheis Brotbeihel gehaisen, dessen namen weit bekannt, hat auch iedes jars pradicirt, wie das seine almanach und prattiken ußweisen. In seinem alter aber hat er sich in seiner kunst so weit verstigen[1], das er schier doll darob worden und gar nahe

20

alle jar ain zeitlang nit allerdings woll bei sinnen gewest, sonder, wann es darzu kommen, so hat er im land umbher geschwermbt, iezo do, dann dorthin, mertails aber ist er alle jar ain mal[2] gen Zürich geraist; do hat er seine kunden gehapt in trinkereien. Nun in disem 1543 jar beschach es

25

aber, das gedachter Brotbühel in seiner fantasei nach Zürich raiset, trueg in aber der schwarm am Bodensee gen Merspurg, do der zeit der bischof von Lunden sein hoffhaltung. Er kam für schloß, begert für den bischof; dem ließ er sich anzaigen. Dieweil aber der man ain sollichen

30

berüempten namen, vermaint der bischof, er würd villeucht mit etlichen pferden und diener kommen sein, befalch, in was herberg dieselben losirt werden und das man in gleich zu im brechte. So war aber mein guter Brotbihel [1462] allain vorm schloß und zu fuß, auch beklaid mit ainer

35

lecherten juppen, das er vil mer aim landtstraicher, dann aim gelerten man hett vergleichnet. Iedoch ward er zum bischof gefürt, der in ganz gnedigclich empfieng. Der hett eben dozumal vil frembter gest und war zeit zum imbis, also mußt er auch mit seiner lechereten juppen abs bischofs


  1. verstigen] hs. versigen.
  2. ain mal] hs. ain zeitlang nit allerdings wol bei sinnen gewest, sonder, wann es darzu kommen [s. z. 20—21] mal.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_424.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)