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stich lenger haben megen. Darzu hat das bischtumb ganz wol gethon und diese alten scharten alle künden ußwetzen, das bischof Christof von Costanz mermals hernach, so er sein zu red worden, gesprochen, bischof Otto sei ein

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weltleufiger und geschickter fürst, er dörft aber wol vil und genug. Aber wie dem, ist im schon vil ufgeloffen, so ist im doch gröser schaden, costen und nachteil im schmakaldischen, dessgleichen hernach im fürstenkrieg begegnet, dardurch auch der schuldenlast gemehret und das die herren vom

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tombcapitel etliche dörfer vom bischtumb zu verkaufen bewilliget, ime auch was ordnung im stat fürgeschriben, darauß ervolget, das er sich hernach etliche jar zu Rom und sonst in Italiam erhalten hat und in deutsche landt wenig kommen. Und wiewol im vil schadens war begegnet, wie

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iezgehört, und ain zimlicher schuldenlast uf ine gewachsen, so hat doch weder sein brueder, herr Wilhelm, truchseß, oder auch sein vetter, herr Hainrich, truchseß, sich für ine gegen einem domcapitel verschreiben wellen. Er het in seiner liberei ein pellican, der war gar nahe uf allen

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hausrath gestickt; darab war ein reumen: »Sic his, qui diligunt.« Das ward im von seinen widerwertigen für ain storkennest ußgelegt. Man darf sich an herr Gregoris vom Stain rede nit halten, der ein groser fatzman war; dann als der cardinal von Menz, erzbischof Albrecht von Brandenburg, in

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schimpfsweis bemelten herrn Gregorin fragt, ob nit auch die domherren zu Augspurg etwas erstolzten ab dem, das sie auch ain cardinal zu einem bischof, antwurt herr Gregori e vestigio[1]: »Ja, gnedigester churfürst, wir sollens billich für ain grose ehr haben, iedoch so hab ich nie gehört, das

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vil zehenden abgelest oder mairhöff erkauft worden, wo solche roten hüet hinkommen sein.« Damit het er den cardinal von Menz, der gleichergestalt in allen seinen stiften hausgehalten het, geschwaigt. Gleicherweis herr Gregori marggraf Jörgen von Brandenburg thette. Derselbig fürst,

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wiewol er des evangelischen glaubens, so trueg er doch ein groß paternoster in der handt; damit wolt er herr Gregorin vom Stain beweisen oder bezeugen, das er noch ein alter catholischer Christ were. Aber herr Gregori merkt das scomma[2], sprach: »Gnediger herr, Ewer Gnaden tragen das

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patternoster, aber ohne zweifel nit religions- oder andachts-


  1. e vestigio] hs. evestigo.
  2. scomma] hs. stomma.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_419.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)