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currier biß schier uf den todt, wie man gesagt hat, ein ieder wolt seim herrn den cardinalhuet am ersten überantwurten, dann nach beweisung der überantwurtung gehet die prerogatif[1]. Aber der zu Trient het den vortheil, der ist bei den

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Walhen und ist auch ein Wahl. Aber der cardinal Otto hielt uf ein zeit ein banket und darbei ein costliche musicam; darbei was auch herr Gregori vom Stain. Do sprach der bischof: »Wolan, her Gregori, wie gefelt euch diese schöne music?« Antwurt er: »Gnedigister herr, sie gefelt

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mir treffenlichen wol, aber ich hab sie eben so guet bei herzog Ott Hainrichen gehört, deren vergleicht sie sich seer, id est, der herzog Ott Hainrich hat mit seiner musica und in ander weg haus gehalten, das er verdorben, landt und leut ufgeben und verlassen müeßen, darzu vil erlicher leut

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mit im in den stich gesetzt; das mag euch auch noch wol mit ewer haushaltung begegnen.« Aber nachdem bischof Ott also zu dem bischtumb kommen, hat er sich anfangs in seiner regierung ganz prachtlich gehalten und in kurzer zeit sein die vil tausendt doppelducaten, die weilunt bischof

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Christof selliger mit großer fürsichtigkait bekommen und behalten zu einer newen münz und die im von eim domcapitel insonderhait waren eingebunden, im vorrath zue behalten, also verschwunden, als ob sie mit den säcken darvon geflogen. Fürwar, so die grosen befürdernus von so hochen

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potentaten nit gewest, er were zu dem bischtumb nit kommen, dann sich menigclich seins reichlichen ußgebens und grosen prachts entsessen. Das hat sich wol beschaint, als er etliche jar darvor war rector zu Pavia gewesen und etliche tausendt guldin ohne [868] worden, wie es dann mit sollichen

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rectoraten in Italia zuget, das mancher in aim jar verthuet, das er etliche jar darnach widerumb hat zu ersparen, wie dem jungen Taxis geschach, war dechant zu Leven. Der verthett in seim rectorat zu Bononia in eim halben jar bei dreitausent cronnen; damit er aber mit ehren darvon kem,

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so postiert er widerumb heim und gab den Walhen für, sein vatter were gestorben und müest seiner landtschaft halb, damit im von seinem brueder nichs vernachtailt, haim raisen. Der ein glaups, der ander nit, und ward doch von Deutschen und Welschen verspotet. Gleichwol es herr

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Otton, truchseß, in dem fahl etwas bösser gieng und hat den


  1. prerogatif] hs. prorogatif.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_418.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)