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darwarf. Nun saß noch ain priester an selbigem disch, genannt herr Hanns Mock, war pfarrer zue Geggingen und des capitels zu Möskirch cammerer, dem dann dieser pfaff Weingeber insonderhait feindt war. Wie er ersicht, das

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der cammerer ein gueten flügl von der gans uf dem deller ligen het, do sticht er mit dem messer über den disch uf des cammerers deller, vermainendt, den flügl von der gans zu treffen und zu rauben, aber er traf allain den deller und verfält der gans. Sollich stuck erwüscht der cammerer und

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behielts, der deller aber blib dem pfaffen am messer hangen. Also ward ain groß gelechter darauß, und muest der pfaff der gans mangln. Wie er nun sicht, das im an dem disch von der gans nichs werden möcht, stehet er uf, get von aim disch zu dem andern, ob im etwann bei denselbigen

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noch was werden megte; aber es warde alles in einer geschwinde dermasen versehen, wo der pfaff hinkomme, do war alles ufgessen, und blib im dieselbig nacht kein feder von den gensen im magen stecken. Dasselbig jar, nemlich 1543, starb bischof Christof von

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Augspurg. Dieweil aber nun herr Otto truchseß von Walpurg domher daselbs, do practiciert er bei papst[1] Paulo dem dritten, auch bei kaiser Carln, bei könig Ferdinanden, auch bei den fürsten von Bairn und bei dem bischof von Salzburg und andern mehr. Dieselbigen schickten alle ire

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statlichen botschaften geen Dillingen uf die zeit, als die wal eins newen bischofs sollte fürgenommen werden; deren werbung aller dahin gericht, das sie begerten, man sollte herr Otto, truchseßen, vor andern erwellen. Für das ander kam der bischof von Trient und Brixen, herr Christof von

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Maderusch, eigner person uf der post dahin, auch der ursach halb. Der wardt in dem schloß zu Dillingen losiert und fürstlich gehalten. Derselbig ließ sich offenlich vor eim ganzen domcapitel, auch hernach vor einer freundtschaft vernemmen, woverr die domherren seinen freundt, herr Otto,

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truchseßen, zu bischof nit nemmen, so müest er doch bischof sein, dann er het die zwai bischtumb Brixen und Trient, under denen welt er ime die wal lasen, welches er darunder nem, das welt er im frei und ledigclichen zustellen. Das het nun bei vilen ein groß ansehen. Für das dritt so

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het herr Otto, truchseß, den merertail seiner freundt und


  1. papst] hs. past.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_413.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)