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das schloß, darunder zwen in den thurn oder das gemach giengen, darin sie gefangen, und da graf Josen gemahl, ohne zweifel user sonderm ingeben des allmechtigen, sie nit ain kleine weil darvor user der gefengknus gelassen, so wer

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unmüglich gewesen, das sie und ir dienerin mit dem leben darvon hetten kommen megen, dann der thurn, auch die stuben und die cammer vom wetter und donderstraichen allerdings zerschmettert worden. Diese fürsehung hat graf Jos Niclas an seinem gemahl, wie er wider anhaimsch

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worden, zu gefallen angenommen, und in wenig jarn darnach ist diese truchseßin uf Zollern gestorben, wie man vermaint, user unmuet und epilepsia. Sie ist zu Hechingen in die zollrisch begreptnus vergraben worden. Der allmechtig seie ir gnedig und verzeihe uns allen unsere sündt! Man sagt,

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es seie uf ein zeit darnach der messner von Hechingen eins morgens gar früe in die kirchen gangen, do hab er ain schwarze, lange fraw in ainem weisen sturz bei dem grab sehen knien, die seie gar baldt verschwunden, und soll der messner so gar ab diesem gespenst erschrocken sein, das

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er krank worden und kümerlich wider uf seie kommen. Vermuetlich, so will man sagen, es seie dieser truchseßin gaist gewesen; aber Gott, dem nichs verborgen, waist die warhait. * [1547] Es pflag hernach grave Jos von Zollern

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mermals in gespett zu sagen, er wellte den reumen zu Nürnberg nit ußwüschen, welcher vermag, wer nit huren und buben under seinem geschlecht, der mögte den reimen mit guten ehren ußwüschen. Also sagt man, wie uf ain zeit kaiser Maximilianus gen Nürnberg kommen, do hab er dem

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reimen, darvon er darvor gehert, nachgefragt, und als er darzu gefürt und den gelesen, hab er gelechlet und gesprochen: » Nun, nun, der reim soll von mir nit ußthon werden.« On zweifel hat der from kaiser aller hand betrachtet, dem es auch gieng in dem fal, wie dem Augusto[1],

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darvon bei meinen zeiten in Niderlanden noch vil ward gesagt. Aber iezunder do ist es, ob Got will, nit mer war, und glaups[2] auch niemands, dann deren wenig mer in leben, die hievon gehert oder hierum ein wissens. * * [1268] Man sagt auch, das zu Baursfelden in Saxen

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ein alter geschribner reim gefunden werd, den sol pfalzgraff


  1. Augusto] mit seiner tochter Julia.
  2. glaubs] hs. laups; s. 418, 38.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_407.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)