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welt zu verantwurten, als in publica, so volgte, das bei einem kleinen stat, der mit denen umbstenden, wie oblaut, beziert, der gröst wollust und das böst Ieben. Und es ist auch meins erachtens die recht, gründtlich warhait, wie sollichs

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auch vor vil jaren die gelerten und erfarnen Heiden gehalten und der poet Martialis[1] ein sollichs guet leben auch beschreibt. Wie künden wir aber alle, sonderlichen aber die, so von Got zu einem weltlichen regiment geordnet, den gemainen nutz und die regierung verlasen oder sonst dem

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müeßiggang und gerüebigen leben nachtrachten und, wie man sprücht, hünder offen sitzen? Das ich aber widerumb uf mein angefengte rede komm, so bald die jung grefin von Zollern heim zu irem brueder, grafe Carln, kommen, do ist in ainer kürze hernach der

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heirat mit ir und herr Jacoben, truchseßen, fortgangen. Die hochzeit ist zu Sigmaringen gehalten worden, aber die haimfierung nit lang darnach zu der Scheer, nemlich den 24sten Juni anno 1539. Wie herrlich es domals zu der Scheer zugangen, wie erlich auch alle herren und gest alda gehalten

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worden, das zu erzellen, erfordert ein aigens capitel. Allain eins, so sich uf solcher haimfierung der gedechtnus würdig zutragen, will ich erzellen. Als herr Jacob, truchses, wie ein hochzeit zur kirchen gangen, ist er im gestüel haußen vorm chor gestanden, dieweil das ampt geweret hat; bei

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und neben im sein gewesen graf Gotfridt Wernher von Zimbern, auch graf Jos Niclaus und graf Carl von Zollern und andere. Wie man aber der seeltaffln und fenlin darab, so in der kirchen hangen, zu redt worden und von denen truchseßen von Walpurg, so alda begraben, hat herr Jacob

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gesagt, er glaub nit, das er aldo begraben werdt, dann sein mainung nicht alda zu sterben, sonder er müß ain begrebtnus haben, wie die kriegsleut, das die vögel ein stuck da hinauß, das [858] ander dort hinauß tragen. Das ist domals von im in schimpfs weis geredt und von andern auch

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also verstanden worden. Aber in wenig zeit hernach hat es sich mit der that erfunden, das er im selbs geweissaget hat; dann als er im zug wider die Türken etliche pferdt gefiert, hat er sich im trunk, wie man sagt, ufreden lasen, das er mit gar wenig pferdten sich hinauß uf ein

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scharmützel gelasen; da ist er under die Türken kommen. Die


  1. Martialis] vgl. Epigrammatum X, 4.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_403.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)