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raumen solten. Aber nichs desto weniger so ist das haus allerdings zergangen. Es haben die von Oberndorf pfleger über der closen gülten gesetzt, die solche einnemmen und zum gemainen almuesen verrechnen söllen, aber es ist

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etlichen privatpersonen am nutzlichisten, die kinden sich darbei gewermen. Also geet es in der welt, bei den hochen und nidern stenden, iederman will sich mit weniger arbait erneren und darbei zum bösten leben. Gleichwol denen nachkommen die handt noch offen und megen die closen

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iederzeit wol wider ufrichten. In dem jar, als grafe Johann Wernher Oberndorf wider bekam, do fiel maister Petter Keufelin, der pfarrer daselbst, ab ainer britternen binin in seiner scheur unversehenlich herab in den tennen, das er hernach nit vil mehr redt,

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sonder dess in wenig tagen starb. Man vermaint, es het in unsers Hergotz gewalt trofen. Seines absterbens war graf Johann Wernher nit sonders laidig, allain der ursach halb, seitmals er baiden seinen gebrüedern alweg war angenem gewest, do hat er kein willen noch gunst zu im;

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auch het er in im bezig, als ob er seinem brueder, graf Götfriden Wernhern, verholfen wer gewest, gelt hin und wider ufzubringen; het im auch selbs bei drei tausendt guldin hauptguets gelihen. Also war es der zeit, welcher dem einen wol dienet oder bei dem einen ein gunst

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überkam, der wardt von den andern gehasset oder doch geeußert. Es het grave Johanns Wernher ein kornmaister geordnet geen Oberndorf, hieß Gengle oder Wolf Scherer. Uf ein zeit zaigt er bemeltem kornmaister seine mengel an, schalt ine ein narren, darneben, wie dorecht, ungeflissen

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und liederlich er mit innemen und ußmessen der frucht were. Das kömmert den Genglin, der sonst der zeit gestoßen vol war, so hoch, das er offenlich das drunken ellendt anfieng zu wainen, sagendt: »Allmechtiger Got, wie ist es mir so übel ergangen? wie bin ich doch so

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unversehenlichen zu aim narren worden? Nun bin ich doch heut am morgen einer des raths zu Oberndorf gewest, eins mals iezo bin ich zu schanden worden. Wie ist mir geschehen? Erbarms Got, das ich so geschwindt von meinen ehren bin kommen und zu eim narren worden! Wie möcht ich doch

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mein standt im rath und gericht wider erlangen?« Aber er muest der narr bleiben und wolt ine niemands desshalben erledigen oder von der dorheit abwechslen.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_400.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)