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des abts, der drittail darvon der obrigkait. Und seind namlich das die drei tag, an den liechtmessabendt, am maienabendt, an sant Martins abendt, und sonst kain anderer tag; dann was sonst durchs jar gerüegt wurt, am

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jargericht, welches doch ain herr haben mag, wann er will, da hat das gotzhaus nichs an. Aber uf die bestimbten tag, wann der abt oder sein anwaldt das gericht erfordert, so ist er auch schuldig, dem weltlichen oberherren des dorfs darzu zu verkünden und laden lassen. Wa derselb

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dann kumen will, soll er mit dritthalben pferdten von Oberndorf hinuf reiten und nit mehr. Iedoch begegnet im ain varender schueler oder ain guete metz, die mag er wol laden, mit im zu ziehen; doch soll er dem selben schueler oder der metzen kain geren uß dem rock zerren. Wann

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er nun hinuf kombt, soll er ain schwarzen lindschen mantel umb haben und soll man sein drithalben pferdten das fuetter geben. Das mag der herr in den mantel empfahen. Doch soll der habern so lauter und rain sein, das im kein helmle an dem mantel behang; dann wann solichs geschech, so

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gibt man im anderen habern, biß er so sauber ist, das im nichs am mantel behangt. Doch so bleibt im der erst habern aller, wievil sein wurt, biß er so sauber wurt, wie gehört. Wann man dann essen will, soll man es so wol bieten, als man imer bekommen mag, außgenomen flüegends

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und fließends etc. Ob dann ain paur umb ein frevel gestrafft wurdt und wolt sich den zu geben sperren, mag des abts anwalt dem selben pauren ein seidin faden[1] umb sein waichi spannen, den soll er nit brechen, auch weder under oder über den faden herauß gon, biß er bezalt. Wa er

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sollichs aber verachtet, darüber oder darunder herauß gieng, oder den faden [853] brech, so ist dem gotzhaus sein hof aigentlichen haimgefallen. Hiebei ist zu merken, seither diese gerechtigkait dem spitel zu Rotweil zugestanden, so hat die alt gewonhait ein ende und lasens die Karsthansen

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hingeen, die solche sachen nit hoch achten.

Kurzlich darfor war graf Gotfridt Christof user Frankreich kommen, den name sein herr vatter zu sich. Die kunten sich ganz wol mit ainandern vergleichen[2], dann es ließ im der alt herr vil kurzweil, das er zu Seedorf mocht


  1. seidin faden] s. anmerk. auf s. 394 und außerdem Liebrecht, Zur Volkskunde, s. 305 ff, 424 ff., 506.
  2. vergleichen] hs. vergleihen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_395.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)